Robo Advisors:Schwer zu durchschauen

Verbraucherschützer empfehlen die Angebote nur erfahrenen Anlegern.

Von Harald Freiberger

Verbraucherschützer verlangen von der Finanzaufsicht Bafin schärfere Regeln für die Robo Advisors. Die Qualität der Anbieter von automatisierter Geldanlage sei für Anleger schwer zu beurteilen und teils "zweifelhaft", kritisierte der Verbraucherzentrale Bundesverband schon im vergangenen Sommer. Nötig sei daher eine strengere Finanzaufsicht. "Verbraucher müssen nachvollziehen können, was Algorithmen bei der Geldanlage wie entscheiden", forderte VZBV-Finanzexpertin Dorothea Mohn. Sie empfiehlt Robo Advisors nur solchen Anlegern, die sich mit Fonds oder ETF schon auskennen.

Robo Advisors können sich bei der Bafin zwar zertifizieren lassen. Dies führt aber nur dazu, dass der Anbieter als Vermögensverwalter tätig werden kann, also das Depot seiner Kunden selbständig umschichten darf. Die meisten Robo Advisors verfügen über dieses Zertifikat. Wer es nicht hat, darf das Geld von Anlegern nur verwahren und muss den Kunden vor jeder Anlageentscheidung um Einwilligung fragen.

Vor fünf Jahren kamen die ersten Robo Advisors in Deutschland auf den Markt. Inzwischen gibt es bereits fast 30 Anbieter. Der größte von ihnen ist Scalable aus München. Er überschritt im vergangenen Jahr die Grenze von einer Milliarde Euro an verwaltetem Vermögen, auch dank der Kooperation mit der Direktbank ING-Diba. Inzwischen sind es dem Vernehmen nach bereits annähernd 1,5 Milliarden. An zweiter Stelle folgt der Commerzbank-Robo Cominvest mit etwa 400 Millionen Euro Anlagevermögen, bei Liqid sind es rund 350 Millionen, bei Quirion 150 Millionen.

Jede größere Bank oder Bankengruppe hat inzwischen ihren eigenen Robo Advisor. Sie werden aber mit unterschiedlicher Intensität beworben. Offensichtlich gibt es vereinzelt die Sorge, dass man sich im gebührenträchtigeren Fondsgeschäft selbst kannibalisiert. Der Robo Advisor der Deutschen Bank heißt Robin, in der genossenschaftlichen Bankengruppe ist die Union-Investment-Tochter Visualvest unterwegs, bei den Sparkassen Bevestor, Quirion gehört zur Quirin-Bank. Hinzu kommen reine Fintechs, also Neugründungen, zum Beispiel Scalable, Whitebox, Vaamo oder Growney.

Mit Cashboard verabschiedete sich der erste Robo Advisor schon vor mehr als einem Jahr wieder vom Markt. Experten erwarten, dass es in der Szene noch viel Bewegung geben wird. "Es werden noch einige vom Markt verschwinden", sagt Betina Wunderlich von der Beratungsgesellschaft Accenture. Das verwaltete Geld werde wahrscheinlich steigen, nicht aber die Zahl der Anbieter. Die Beraterin rechnet damit, dass es zu noch mehr Kooperationen mit Banken kommt, am Ende würden wohl einige wenige die Nase vorn haben.

Ein Modell der Zukunft könnte für Finanzinstitute sein, Robo Advisors mit persönlicher Beratung zu kombinieren. "Es geht darum, nicht nur Neugeschäft zu machen, sondern auch das Bestandsgeschäft zu integrieren", sagt Wunderlich. Noch würden bei etablierten Instituten die Roboter zu sehr als Konkurrenz gesehen.

"Trotz des Wachstums sind Robo Advisors noch keine signifikante Größe", sagt Wunderlich. Das verwaltete Vermögen wird auf vier Milliarden Euro geschätzt. Insgesamt haben deutsche Privatanleger auf dem Kapitalmarkt Billionen investiert. Aber den Robos gehört die Hoffnung auf die Zukunft.

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