Robo Advisor:Wie gut beraten Robos?

Immer mehr Anleger vertrauen ihr Geld einem Robo-Advisor, einem digitalen Onlineportal, an. Verbraucherschützer fordern daher bessere Regeln für die automatisierte Geldanlage, damit Kundenerwartungen nicht enttäuscht werden.

Von Marcel Grzanna

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Wer sich bei einem Robo-Advisor anmeldet, muss auch Fragen zu seiner Risikoneigung beantworten.

(Foto: imago/PhotoAlto)

Wenn man Kapitalanlage und Digitalisierung in einen Topf wirft, kommt eine neue Form der Vermögensverwaltung heraus: Robo-Advisor. Seit einigen Jahren sammeln die Anbieter - mehrere Dutzend sind es in Deutschland - über ihre Onlineportale Geld ein. Ein paar Milliarden Euro haben die Deutschen über die Robos bislang angelegt, eine vergleichsweise geringe Summe des Kapitalbestandes im Land. Sind Robos also nicht mehr als ein Strohfeuer? Die Revolution auf den Finanzmärkten sei bisher ausgeblieben, bilanzierte kürzlich die Deutsche Bank. Und das, obwohl die Banken selbst in dem neuen Sektor aktiv sind, nachdem es Start-ups waren, die Robo-Advisor ins Spiel brachten. Doch die Uhr dürfte für die Robos ticken. Denn wer wird in 20 Jahren noch ernsthaft den Rat eines Vermögensverwalters suchen, der ein paar Prozentpunkte mehr Gebühren einstreicht, wenn das Internet den gleichen Service günstiger bietet? Verbraucherschützer dringen deshalb auf einen strikten Zulassungs- und Überwachungsprozess für den Algorithmus, den Quellcode der Beratung.

"Dieser Prozess muss an den einzelnen Phasen eines Beratungsgespräches ansetzen und gewährleisten, dass in der Explorationsphase tatsächliche Individualität nicht nur zugelassen, sondern sichergestellt wird, die Informationsphase vollständig ist und in der Ergebnisphase verlässlich bedarfsgerechte Lösungen sichergestellt werden", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Viele Neukunden orientieren sich nur am Preis

Es fehlen noch klare gesetzliche Regeln, nach denen die Algorithmen die Risikofreude ihrer Kunden kategorisieren und entsprechend maßgeschneiderte Angebote für sie entwickeln. Verbraucherschützer glauben, dass nur mit einer solchen Vorgabe die Erwartungshaltung der Anleger abgesichert werden kann.

Zunächst aber orientieren sich viele Neukunden am Preis. Manche Robo-Advisor locken mit vermeintlich niedrigen Gebühren, um zum Abschluss des Anmeldeprozesses weitere Forderungen zu stellen. Andere Anbieter setzen darauf, von Beginn alle Gebühren exakt auszuweisen. "Transparenz ist einer der wichtigsten Aspekte im Umgang mit dem Kunden. Auch dass sich der Kunde mit dem Angebot und der Strategie wohlfühlt, sollte wichtiger als der reine Blick auf die Kosten sein", sagt Jens Ohr, einer von drei Gründern des Robo-Advisors Oskar. Der Neuling auf dem Markt, der seit Anfang des Jahres online ist, rechnet die Kosten für jedes Jahr der Anlage verbindlich vor.

Oskar wendet sich explizit auch an Kleinanleger, die nicht mehr als 25 Euro pro Monat investieren möchten oder können. Die Idee dahinter ist es, dass Eltern oder Großeltern die Chance haben, für ihre Kinder kleine Sparbeträge langfristig anzulegen. Der Kunde kann für jedes Kind einen individuellen Sparplan entwickeln, benötigt dafür aber nur eine Anmeldung. Im Gegensatz zu den 25 Euro dort benötigt ein Kunde beim Robo-Advisor Liquid ein Vermögen in Höhe von 100 000 Euro als Mindesteinlage. Viele andere Anbieter liegen irgendwo dazwischen. Oskar-Partner Scalable Capital zum Beispiel verlangt 5000 Euro.

Die Partnerschaft mit Branchenprimus Scalable bringt Oskar den Vorteil, das aufwendige Verfahren für die Bafin-Lizenzierung zu umgehen. Oskar sammelt das Geld mit seinen eigenen Strategievorschlägen bei den Kunden ein, Scalable legt es treuhänderisch nach Bafin-Vorgaben an. Dabei ist die Aufsicht durch die Bafin noch nicht zwingend erforderlich. Einige Anbieter sind unter Paragraf 34f der Gewerbeordnung aktiv. Ihre Tätigkeiten werden von den örtlichen Industrie- und Handelskammern überwacht.

Die Bafin kann für den Kunden wichtig sein, weil sie ihm hilft, die Qualität von Informationen seitens des Anbieters besser einordnen zu können. Beispiel Rückrechnungen: Die werden gerne von Vermögensverwaltern präsentiert, um zu dokumentieren, welches Portfolios gut abgeschnitten haben. Die Finanzaufsicht hat einen strengen Blick darauf, weil die Rückrechnungen leicht geschönt werden können, wenn Anlagestrategien nicht fix festgelegt sind. Nur wenn die Rückrechnungen einwandfrei nachweisbar sind, darf ein Anbieter damit werben.

Verbraucherschützer Nauhauser warnt jedoch davor, Transparenz zum Selbstzweck zu erklären. "Wichtiger als Transparenz ist das Ergebnis der Empfehlung durch den Robo-Advisor", sagt er. Allein die Offenlegung des Prozesses zur Produktauswahl, der Anlagestrategie und ihrer empirischen Fundierung sowie der Kosten seien kein Garant dafür, dass die Empfehlung des Robos bedarfsgerecht für den Kunden ist. Es liegt auch am Kunden, die verfügbaren Informationen richtig bewerten zu können. Die Stiftung Warentest hält Vorkenntnisse mit Finanzprodukten oder Geldanlage bei der Nutzung von Robo-Advisorn deshalb für sinnvoll.

"Es ist wichtig, die Fragen im Rahmen des Anmeldeprozesses ehrlich zu beantworten. Nur dann kann der Robo das Risiko für den Kunden genau bewerten", sagt Oskar-Gründer Ohr. Immer wieder kommt es vor, dass Interessenten kein Konto eröffnen können, wenn ihre finanzielle Situation laut Analyse des Algorithmus zu wenig stabil erscheint für ein bestimmtes Produkt. Je höher der Aktienanteil ist, desto größer ist das Risiko.

Oskar setzt auf die Buy-and-hold-Strategie, bei der langfristig investiert und das Portfolio vergleichsweise wenig ausbalanciert wird. Im Gegensatz dazu gibt es auch sehr aktive Strategien, in denen die Betreiber beispielsweise politische Entscheidungen oder den Ausgang von Wahlen zum Anlass nehmen, um das Investment entsprechend umzuschichten. Das kann lukrativ sein, birgt aber eher die Gefahr, das Geld zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu haben.

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Verantwortlich: Peter Fahrenholz

Redaktion: Katharina Wetzel

Anzeigen: Jürgen Maukner

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