Riskante Finanzwetten der US-Großbank:"Wal von London" kostet JP Morgan noch mal 920 Millionen Dollar

Riskante Finanzwetten der US-Großbank: New Yorker Passanten vor der Filale von JP Morgan

New Yorker Passanten vor der Filale von JP Morgan

(Foto: AFP)

Horrende Strafe für Amerikas größte Bank: JP Morgan zahlt 920 Millionen Dollar Strafe, weil einer ihrer Mitarbeiter Milliarden verspielt hatte. Nach Ansicht der Aufseher hat das Management geschludert.

Der Banker Bruno Iksil hatte eine riesige Summe in Finanzwetten gesteckt. In der Branche hieß er "Wal von London" - wegen der enormen Größe der Wetten und wegen Iksil selbst, der sich nach Meinung anderer Banker so auffällig war wie ein Wal im Haifischbecken.

Es ging um Derivategeschäfte, mit potenziell sehr hohem Gewinn, aber auch sehr hohen Verlustrisiko. Iksil machte Verlust, gigantischen Verlust. 6,2 Milliarden Dollar betrug das Minus am Ende.

Jetzt muss JP Morgan wegen der Praktiken des "Wals" eine Strafe von etwa 920 Millionen Dollar an die Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien zahlen. Das geht aus Unterlagen zu einem Vergleich hervor, wie die US-Notenbank Fed nun mitteilt.

Die Finanzaufseher halten JP Morgan vor, bei den Risikokontrollen geschludert zu haben. Das Ausmaß des Desasters sei der New Yorker Zentrale lange verborgen geblieben. "JP Morgan hat es versäumt, seine Händler zu kontrollieren, als sie ein sehr kompliziertes Portfolio höher bewertet haben, um Verluste zu verschleiern", sagt George Canellos von der US-Börsenaufsicht SEC. Damit habe die Leitung der Bank eklatant gegen die Regeln guter Unternehmensführung verstoßen.

"Die Firmen müssen aus diesem Vorfall lernen", sagte Tracey McDermott von der britischen Aufsichtsbehörde FCA. Das Spitzenmanagement bei JP Morgan habe erste Warnzeichen ignoriert. "Als die Dinge begannen, aus dem Ruder zu laufen, hat das Unternehmen die Größe und das Ausmaß der Probleme nicht schnell genug begriffen", so McDermott.

Weitere 309 Millionen Dollar muss JP Morgan auch an seine Kreditkarten-Kunden zahlen. Weil das Institut einen Schutz vor Identitätsdiebstahl in Rechnung stellte, ohne diesen jedoch zu gewähren, muss es zudem Strafzahlungen in Höhe von insgesamt 80 Millionen Dollar an Behörden leisten, wie diese am Donnerstag erklärten.

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