Riskante Finanzwetten bei JP Morgan:Risikomanager soll mehrere Spekulationspleiten verursacht haben

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Gigantische Summen hat die US-Bank JP Morgan bei spekulativen Finanzwetten verloren: Experten erwarten ein Minus von womöglich mehr als fünf Milliarden Dollar. Pikant ist, dass der verantwortliche Risikomanager bereits bei früheren Geschäften hohe Verluste verursacht haben soll.

Es ist ein kompliziertes Geflecht aus Derivatgeschäften, das die amerikanische Großbank JP Morgan aufgespannt hat. Ein verworrenes, mehrschichtiges Portfolio - ursprünglich aufgelegt, um Risiken an den Finanzmärkten abzufedern. In den vergangenen Monaten jedoch versuchte die Bank, mit diesen riskanten Spekulationspapieren Extra-Geld zu verdienen, einen "Zuckerguss", wie die Händler im Londoner Chief Investment Office sagten.

Doch diese Strategie ging gründlich schief: Bankchef Jamie Dimon musste kleinlaut das Versagen seiner Risikomanager einräumen. Jetzt wird bekannt, dass ein hochrangiger Manager, der für das Risikomanagement verantwortlich ist, bereits früher erhebliche Verluste verursacht hat. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Bankinsider.

Irvin Goldman, der im Februar dieses Jahres als leitender Risikomanager im Londoner Büro eingesetzt wurde, seinen Posten aber vor einigen Wochen bereits wieder räumen musste, soll bei einer einzigen Finanzwette im Jahre 2008 zwischen zehn und 15 Millionen Dollar Verlust verursacht haben.

Wetten im Nominalvolumen von 100 Milliarden Dollar

Auch bei seinem früheren Arbeitgeber Cantor Fitzgerald, einer Investmentbank, die sich auf den Handel mit Anleihen spezialisiert hat, war Goldman 2006 wegen angeblicher Insidergeschäfte und Verstoß gegen Börsenrichtlinien in die Kritik geraten. Die New York Stock Exchange leitete damals eine Untersuchung ein, die vier Jahre später durch Zahlung einer Geldauflage von 250.000 US-Dollar eingestellt wurde.

Die Verluste von JP Morgan im aktuellen Spekulationsskandal summieren sich auf mindestens zwei Milliarden Dollar. Laut dem Wall Street Journal habe die Bank öffentlich zugegeben, dass diese Grenze bereits jetzt überschritten sei. Börsenexperten befürchten inzwischen, dass die Einbußen insgesamt fünf Milliarden Dollar betragen könnten. Vielleicht sogar mehr.

Der Nominalwert der Derivatwetten beträgt derzeit ungefähr 100 Milliarden Dollar. Die Bank wolle die betreffenden Positionen nach und nach abstoßen, sich dabei aber Zeit lassen, heißt es in dem Bericht. Denn JP Morgan steckt in einem Dilemma: Verkauft die Bank die Papiere zu schnell, besteht die Gefahr hoher Verluste. Entscheidet sich die Bank für einen langsamen Rückzug, fallen die Verluste womöglich kleiner aus, allerdings nur dann, wenn sich die Marktsituation nicht erheblich verschlechtert - und das ist ein erhebliches Risiko.

Inzwischen haben mehrere Behörden Ermittlungen aufgenommen: Neben der Börsenaufsicht SEC und der US-Bundespolizei FBI hat auch die Regulierungsbehörde CFTC eine Untersuchung zu den Vorgängen bei der Bank eingeleitet, wie die New York Times meldete. Demnach sollen Einzelheiten zu deren Arbeit an diesem Dienstag bei einer Anhörung im Senat bekanntgegeben werden. Bei der Sitzung soll sich auch Bank-Chef Jamie Dimon erklären.

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