Süddeutsche Zeitung

Risikokapital:Eine Milliarde Dollar für Frauen

Eine neue Kampagne will Unternehmerinnen unterstützen und bis 2028 viel Geld in sie und ihre Unternehmen investieren.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Es ist eine Lücke, die kaum jemand kennt und die doch gewaltig ist. Denn während der Begriff Gender-Pay-Gap, also die Lücke bei der Bezahlung zwischen Männern und Frauen immer wieder Thema für Diskussionen ist, bleibt der Aufschrei über die Lücke bei Finanzierungen und Investionen in von Frauen geführte Unternehmen bisher aus. Dabei haben in den vergangenen Jahren, Frauen in den USA nur einen Bruchteil (rund zwei Prozent) des Risikokapitals bekommen, dass die Branche vergeben hat.

Eben das will der "The Billion Dollar Fund for Women" (TBDF) ändern und Frauen künftig wesentlich mehr Risikokapital zur Verfügung stellen. Das Projekt wird erstmals auf dem Tri Hita Karana (THK) Forum auf Bali, Indonesien, am Donnerstag vorgestellt und ist Teil einer größeren Kampagne rund um Investitionen in Frauen. Zu den Veranstaltern des Treffens zählt unter anderem das World Economic Forum.

Bis 2028, so das erklärte Ziel der Organisatorinnen, will ein Konsortium aus Risikokapitalfonds sich verpflichten, rund eine Milliarde Dollar in Unternehmen zu investieren, die von Frauen geführt werden oder zumindest von ihnen gegründet wurden.

Bisher läuft das Projekt eigenen Angaben zufolge mehr als gut. Bereits vor dem offiziellen Start konnten die Gründerinnen rund ein Dutzend Risikokapitalgeber davon überzeugen, sich dem Konsortiums anzuschließen und in den kommenden Jahren bisher rund 450 Millionen Dollar in von Frauen geführte Unternehmen zu investieren. Laufe das weiterhin so gut, werde man die Investitionen in Höhe von einer Milliarde Dollar bereits wesentlich früher erreichen als erwartet und damit wesentlich mehr Geld investieren können als ursprünglich angenommen, heißt es von den Initiatoren.

Angeführt und gemanagt wird das Projekt von den geschäftsführenden Gesellschafterinnen Shelly Porges und Sarah Chen. Ebenfalls als Gründerinnen dabei sind zudem die Multimillionärin und Weltraumtouristin Anousheh Ansari, die frühere Beraterin der Weltbank Nadereh Chamlou und die Philanthropin Anu Jain. Sie alle haben es sich zum Ziel gesetzt, dass Frauen und gerade Unternehmerinnen mehr Kapital zur Verfügung haben sollten. Bisher nämlich, so erklären die Frauen, fehlt es massiv an Kapital für weibliche Gründerinnen und Führungskräfte. In den USA haben einer Studie von Forbes zufolge reine Frauenteams nur 1,9 Milliarden Dollar oder gerade einmal zwei Prozent der insgesamt 85 Milliarden Dollar erhalten, die Risikokapitalgeber im vergangenen Jahr investiert hatten. Auch Risikofonds, die ausschließlich in weibliche Fonds investieren, hätten es oft schwer, Kapital am Markt zu finden. Dabei sollen dem BDFW Unternehmen mit weiblichen Gründern rund 20 Prozent mehr Umsatz machen. Diese Zahl ist allerdings umstritten.

Dennoch sei es an der Zeit, dass diese Unternehmen besser unterstützt werden. "Die derzeitigen Institutionen haben es versäumt, die Erfolgsrate von weiblichen Führungsunternehmen zu erkennen und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Die Kampagne von TBDF ist die erste Phase unserer ehrgeizigen Pläne, die aktuellen Herausforderungen zu bekämpfen", sagt Anousheh Ansari zum Start auf Bali.

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Quelle:
SZ vom 11.10.2018
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