Risikofonds:Überschätzte Investoren

Die Finanzinvestoren liefern derzeit positive Rekorde am laufenden Band. Doch in einigen Jahren, spätestens aber in der nächsten Rezession, wird sich zeigen, dass einige Firmenkäufer in den Jahren 2004 und 2005 den Bogen überspannt haben.

Martin Hesse

Finanzinvestoren liefern Rekorde am laufenden Band. Nie zuvor investierten sie so viel in deutsche Unternehmen wie 2005. Auch sammelten sie bei ihren Anlegern so viel Geld für neue Firmenkäufe ein wie sonst nur im Ausnahmejahr 2000.

Rekordverdächtig ist auch das Eigenlob der Branche. Beteiligungsmanager rühmen sich, regelmäßig Traumrenditen von mehr als 20 Prozent zu liefern. Gleichzeitig behauptet die Branche, mehr Arbeitsplätze zu schaffen als Unternehmen, die nicht mit Risikokapital finanziert werden. All das ist zu schön um wahr zu sein - und es ist nur die halbe Wahrheit.

Richtig ist, dass die Beteiligungsbranche in Geld schwimmt. Ihre wichtigsten Financiers - Pensionsfonds, Stiftungen und reiche Privatinvestoren - suchen Alternativen zu Aktien und Anleihen. Vor allem aber reißen sich Investmentbanken wie die Deutsche Bank und Goldman Sachs derzeit darum, Übernahmen mit Schulden zu finanzieren.

Niedrige Zinsen

Weil die Zinsen für Fremdkapital nie so niedrig waren wie in den vergangenen zwei Jahren, haben die Beteiligungsfonds ihre Übernahmen zuletzt mit bis zu 90 Prozent mit Fremdkapital finanziert.

Das erklärt aber auch zum Teil die hohen Renditen: Finanzinvestoren setzen beim Kauf kaum eigenes Kapital ein, umso höher ist die Verzinsung dieses Kapitals beim Verkauf. Denn die Schulden tilgen nicht die Investoren sondern die übernommenen Firmen.

Risiko und Leistung der Beteiligungsmanager sind also häufig überschaubar, zumal sie sich oft schon vor dem Verkauf Sonderdividenden zahlen lassen.

Fremdfinanzierung nicht grundsätzlich falsch

Zwar ist es nicht grundsätzlich falsch, wenn Unternehmen in hohem Maße mit Fremdkapital finanziert werden. Ist geliehenes Geld deutlich billiger als Eigenkapital - das ist derzeit der Fall - lohnt es sich, stärker auf Kredite und Anleihen zurückzugreifen.

Geht jedoch der Schuldendienst zu Lasten von Investitionen, kann eine Firma nicht wachsen und wird schließlich im Wettbewerb zurückfallen.

Pauschal verurteilen sollte man Beteiligungsgesellschaften deshalb nicht. Viele finanzieren ihre Unternehmen mit Augenmaß, investieren in neue Produkte und Technologien und ermöglichen Wachstumsstrategien.

Kratzer absehbar

Doch wird sich in einigen Jahren, spätestens aber in der nächsten Rezession zeigen, dass einige Firmenkäufer in den Jahren 2004 und 2005 den Bogen überspannt haben. Spätestens dann wird auch die Arbeitsplatzbilanz der Branche Kratzer bekommen. Ohnehin kommen hier die Zuwächse vor allem von jungen, wachstumsstarken Firmen, die naturgemäß Arbeitsplätze aufbauen.

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