Süddeutsche Zeitung

Risikofonds:Die erste Milliarde

"The Billion Dollar Fund for Women" hat innerhalb von acht Monaten die erhoffte Milliarde Dollar eingetrieben. Das ist früher als erhofft und Grund zur Freude. Denn Gründerinnen haben es oft schwer, das nötige Startkapital zu erhalten.

Von Leo Klimm, Paris

"In Frauen zu investieren, ist ein gutes Geschäft", sagt Sarah Chen. Es sei nicht nur das moralisch Richtige für Kapitalgeber, in Firmen zu investieren, die von Frauen gegründet werden. "Es ist auch klug", sagt sie. Verschiedene Studien belegen dies in der Tat: Unternehmen, in denen Frauen zumindest mitentscheiden, sind profitabler. Dennoch haben Gründerinnen oft Not, das nötige Startkapital zu erhalten. Das will die Malaysierin Chen mit ihrer US-amerikanischen Geschäftspartnerin Shelly Porges ändern. Sie haben den "The Billion Dollar Fund for Women" aufgelegt.

An diesem Mittwoch verkünden sie in Paris, dass sie innerhalb von acht Monaten die erhoffte Milliarde Dollar eingetrieben haben. 66 sogenannte Wagniskapitalfonds verpflichten sich, diese Summe bis Ende 2020 in von Frauen geführte Start-ups zu investieren, erfuhr die Süddeutsche Zeitung vorab. "Wir dachten, es würde ein Jahrzehnt dauern", sagt Porges.

Bisher vergeben Risikofonds ihr Geld überwiegend an männlich dominierte Gründerteams. Chen sagt, diese Investitionsentscheidungen folgten nicht rationalem Renditestreben, sondern schlicht den Gesetzen der Gewohnheit. Eine Rolle spielt womöglich auch, dass nur wenige Entscheider in den Fonds weiblich sind.

Für Chen und Porges ist die erste Milliarde erst der Anfang. Zumal die Investoren bisher lediglich zugesagt haben, so viel Geld zusätzlich in von Frauen geführte Firmen zu investieren. Alle sechs Monate sollen die Kapitalgeber nun Bericht erstatten, wo konkret sie investiert haben, um ihr Versprechen zu erfüllen. Die Fonds kommen aus aller Welt. Auch Europa ist stark vertreten - nur in Deutschland fand sich bisher kein Fonds, der die Initiative unterstützt.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2019
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