Ringen um die Firmengruppe:Merckle geht in die Offensive

Die Zukunft des Firmenimperiums von Adolf Merckle hängt am seidenen Faden. Nun geht der Milliardär in die Offensive - und setzt den Banken ein Ultimatum.

Die Verhandlungen um die Zukunft des angeschlagenen Merckle-Imperiums ziehen sich hin. Jetzt hat der Milliardär Adolf Merckle genug - und geht in die Offensive. Merckle habe von allen etwa 30 Kreditgebern bis Freitag die Zusicherung gefordert, ein Kreditpaket auf Grundlage seines erweiterten Angebots aushandeln zu wollen.

Ringen um die Firmengruppe: Firmengruppe Merckle: Der Milliardär "versucht alles, um die Banken zu Zugeständnissen zu bewegen", sagte ein Banker.

Firmengruppe Merckle: Der Milliardär "versucht alles, um die Banken zu Zugeständnissen zu bewegen", sagte ein Banker.

(Foto: Foto: AP)

Sonst, so droht der Unternehmer, will er möglicherweise sogar seine Beteiligungsgesellschaft VEM Vermögensverwaltung in die Insolvenz gehen lassen. In der Vermögensverwaltung hält er Teile seines Besitzes, unter anderen ein Paket von 25 Prozent am Baustoffkonzern HeidelbergCement.

"Merckle versucht alles"

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, Merckle habe den auf Insolvenzen spezialisierten Anwalt Eberhard Braun engagiert. Der Anwalt selbst gab zu diesem Thema bislang keine Stellungnahme ab. Finanzkreise sind jedoch alarmiert. Die von Merckle gesetzte Frist lasse sich als Drohung verstehen, die sich seit sechs Wochen hinziehenden Verhandlungen scheitern zu lassen, sagte ein Banker. Den Kreisen zufolge bietet Merckle den Banken mittlerweile seine gesamten Beteiligungen als Sicherheiten an. "Merckle versucht alles, um die Banken zu Zugeständnissen zu bewegen", sagte ein weiterer Banker.

Eine VEM-Sprecherin wiederholte nur, dass Merckle den Banken neue Sicherheiten in Form von Beteiligungen am Generika-Hersteller Ratiopharm, dem Pharmagroßhändler Phoenix und an HeidelbergCement angeboten habe. "Derzeit wird weiter über einen Kredit verhandelt", sagte sie. Zu weitergehenden Informationen wollte sie nicht Stellung nehmen. Merckle selbst hatte den neuen Vorstoß in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bestätigt: "Dazu sind wir auch bereit, wenn wir den notwendigen Kredit bekommen."

Milliardenschwere Schuldenlast

VEM hatte vor kurzem eingeräumt, dass sie unter anderem mit Spekulationen mit Volkswagen-Aktien einen dreistelligen Millionenbetrag verloren hat. Zudem ächzt HeidelbergCement unter einer milliardenschweren Schuldenlast, die Kreditgeber fordern frisches Kapital. Insgesamt hält Merckle rund 80 Prozent an dem Heidelberger Unternehmen. Merckle braucht nach Informationen von Reuters 600 Millionen bis eine Milliarde Euro an Liquidität. Weitere Quellen sprechen davon, dass auf der VEM mindestens Schulden in Höhe von drei bis fünf Milliarden Euro lasten.

Hintergrund der Krise bei der zur Merckle-Gruppe gehörenden Vermögensverwaltung VEM sind Kapitalerhöhungen vor allem bei HeidelbergCement, die teilweise mit Krediten finanziert wurden. Als Sicherheiten für diese Kredite wurden Aktien hinterlegt. Durch die Finanzkrise ist deren Wert abgestürzt. "Dadurch wurden im Wertpapiergeschäft erhebliche Verluste gemacht, wodurch der jetzige Liquiditätsengpass bei der VEM entstanden ist", teilte VEM kürzlich mit.

Die Vermögensverwaltung hatte zudem einräumen müssen, dass sie unter anderem mit Spekulationen mit Volkswagen-Aktien einen dreistelligen Millionenbetrag verloren hat.

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