Rick Snyder:"Wir müssen gemeinsam gewinnen"

Rick Synder

Rick Snyder, 59, ist seit dem 1. Januar 2011 Gouverneur des US-Bundesstaates Michigan, dem Kernland der amerikanischen Autoindustrie. Vorher arbeitete er in der Privatwirtschaft.

(Foto: Al Goldis/AP)

Der Republikaner und Gouverneur sieht die Dinge ganz anders als der amerikanische Präsident.

Interview von Thomas Fromm

Wenn Gouverneur Rick Snyder Messen wie die IAA in Frankfurt besucht, dann will er Leute treffen. Denn anders als der amerikanische Präsident Donald Trump sagt der Republikaner aus Michigan: Wir können in der Wirtschaft nicht gegen-, nur miteinander arbeiten.

SZ: Governor Snyder, der Autostadt Detroit ging es jahrelang sehr schlecht. Wie geht es der Stadt heute?

Rick Snyder: Viel besser, danke. Inzwischen gibt es eine großartige Arena für Basketball und Hockey, neue Restaurants und Hotels - es geht wirtschaftlich bergauf.

Dabei waren die Menschen doch jahrelang aus der Stadt geflüchtet!

In den späten 50er-Jahren hatte Detroit an die zwei Millionen Einwohner, das ging runter bis auf 600 000. Wir mussten hart durchgreifen, heute ist Detroit ein Magnet für junge Leute aus New York und dem Silicon Valley. Es ist das Berlin der USA.

Was ist da passiert?

Wissen Sie, ich schaffe ja selbst keine Jobs, was ich machen kann, ist, das richtige Umfeld dafür zu schaffen. Und hier wurden in den vergangenen Jahren über eine halbe Million Jobs angesiedelt. Das liegt vor allem daran, dass die amerikanische Autoindustrie wieder da ist. Wir haben sehr viel Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hier angesiedelt. Sogar Google und Uber kommen hierher.

Man hatte zeitweise eher den Eindruck, die Autoindustrie würde Detroit verlassen und nach Kalifornien ziehen ...

Wir haben eben noch das wichtige Know-how im Bereich Maschinenbau und viele Ingenieurstalente.

War es schwer, die Leute wieder für Detroit zu begeistern?

Es war ein harter Job. Ich selbst hatte ja damals Konkurs für Detroit angemeldet.

Die alte Motown bankrott - war das nicht eine sehr harte Entscheidung?

Hart, aber richtig.

General Motors wurde in der Wirtschaftskrise mit 50 Milliarden Dollar Staatshilfe gerettet und wurde "Government Motors". Ist es denn richtig, wenn der Staat Milliarden gibt und einsteigt?

Normalerweise glaube ich nicht an solche Staatslösungen. Aber hier wäre uns womöglich die ganze Zulieferkette zusammengekracht; die wirtschaftlichen Folgen wären katastrophal gewesen. Heute sind die Unternehmen wieder da und stärker! Wir haben übrigens auch das deutsche Ausbildungssystem nach Michigan gebracht. Wir nannten es das Michigan Advanced Technician Training Program. Ich habe mir dafür Firmen im Raum Stuttgart angeschaut, Bosch, Mercedes und andere.

Alle reden hier in Frankfurt von selbstfahrenden Elektroautos. Sind die amerikanischen Autobauer darauf vorbereitet?

Ich glaube schon, ja. Aber unsere Konzerne sind inzwischen ohnehin global. Autohersteller wurden in Deutschland, Asien oder den USA gegründet, aber sind heute doch überall auf der Welt unterwegs. Ich finde, viele Leute verrennen sich zu sehr in die Frage nach Nationalitäten von Konzernen.

Sie haben derzeit einen Präsidenten, der nicht gerade als Freund der Globalisierung bekannt ist. Donald Trump hat BMW schwer dafür kritisiert, dass der Konzern eine Fabrik in Mexiko baut - dabei produziert BMW ja auch sehr viele Autos für den Weltmarkt in den USA.

Ich bin immer ein Förderer des Handels gewesen. Ich finde, mehr Handel ist besser, weil er hoffentlich hilft, dass es den Leuten wirtschaftlich besser geht und die Welt hoffentlich friedlicher macht, weil er Beziehungen aufbaut.

So hatten wir die USA auch immer verstanden .

.. Als Gouverneur bin ich nicht für unsere internationale Handelspolitik verantwortlich, aber ich trete für freien Handel ein.

Und was sagen Sie zu "America first"?

Das ist die Aussage des Präsidenten.

Das wäre nicht Ihre Aussage?

Das ist die Aussage des Präsidenten ...

Wie wäre es mit "Michigan first"?

Ehrlich gesagt, wir in Michigan haben enge Partnerschaften mit anderen Menschen. Es geht nicht darum, auf Kosten anderer zu leben, wir versus irgendjemanden. Wir müssen gemeinsam gewinnen, auch in der Mobilität.

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