Rheinmetall:Panzer und Wärmepumpen: Wie Rheinmetall sein Geschäft ausweitet

Rheinmetall: Rheinmetall ist bekannt für Panzer und andere Rüstungsgüter. Der Konzern liefert aber auch Komponenten für den nicht-militärischen Bereich.

Rheinmetall ist bekannt für Panzer und andere Rüstungsgüter. Der Konzern liefert aber auch Komponenten für den nicht-militärischen Bereich.

(Foto: Martin Meissner/AP)

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hatte Ende vergangenen Jahres einen 770 Millionen Euro schweren Auftrag über so genannte Kältemittelverdichter bekannt gegeben. Jetzt zeichnet sich ab: Es geht offenbar um Wärmepumpen.

Von Thomas Fromm

Dass Rheinmetall-Chef Armin Papperger das richtige Gespür für die richtigen Geschäfte zur richtigen Zeit hat, das beweist er schon seit längerem. Schon kurz nach der Zeitenwende-Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte der Rüstungsmanager seinen milliardenschweren Angebotskatalog vorgelegt. Die Botschaft: Wir können liefern, und zwar alles und auch schnell. Kampffahrzeuge, Munition? Irgendwann dann auch ein Panzerwerk gleich in der Ukraine? Alles kein Problem. Entsprechend zog die Aktie des im Dax notierten Konzerns stetig an: Von unter 100 Euro vor dem Angriff auf die Ukraine auf heute 263 Euro. Dabei wurde immer vergessen, dass der Düsseldorfer Waffenbauer nicht nur an Panzern wie dem Leopard 2 und dem Schützenpanzer Puma arbeitet, sondern auch als Autozulieferer im Geschäft ist. Noch am Dienstag sagte Pappberger bei der Hauptversammlung des Konzerns, man sehe ich auch nach Zukäufen um - wenn der Preis stimme.

Ein 770-Millionen-Euro-Auftrag vom Dezember - jetzt wird er auf einmal interessant

An dieser Stelle kommt eine Pressemitteilung des Unternehmens vom 28. Dezember vergangenen Jahres ins Spiel. Damals gab das Unternehmen einen Großauftrag von mehr als 770 Millionen Euro bekannt - für einen Kältemittelverdichter, der an einen nicht-militärischen Kunden gehe. Man setze seine "Diversifizierungsstrategie im Industriebereich erfolgreich weiter um", hieß es damals. Das Thema bekam damals, nun ja, vielleicht nicht die allergrößte Aufmerksamkeit. Kältemittelverdichter, das ist eben doch etwas anderes als Kanonenrohre und Munition für die Ukraine.

Einem Bericht des Handelsblatts zufolge soll Rheinmetall über das Geschäft in ein derzeit nicht wenig diskutiertes Geschäftsfeld einsteigen - das Geschäft mit Wärmepumpen. Demnach soll ein führender deutscher Heizungshersteller der Kunde des Großauftrags sein, hier werde angeblich der deutsche Mittelständler Viessmann als Abnehmer genannt. Dies wäre nicht wenig brisant, denn der hessische Heiz- und Klimatechnik-Konzern verkauft sein Geschäft für zwölf Milliarden Euro an die US-amerikanische Carrier Global Corporation.

Wärmepumpen oder Panzer: Beides hat gerade Konjunktur

Bei Rheinmetall heißt es dazu, man wolle im Moment nicht über die "in der Pressemitteilung vom Dezember getroffenen Aussagen hinausgehen". Ob Viessmann der Abnehmer der Rheinmetall- Verdichter ist? Kein Kommentar. In Düsseldorf legt man allerdings auch Wert auf die Feststellung, es sei für den Konzern ein "wichtiger Erfolg, sich neue wichtige Geschäftsfelder im Bereich der alternativen Energieversorgung zu erschließen". Es gehe darum, über "vielversprechende Technologien zu wachsen". Viessman oder jemand anders: Wärmepumpen haben derzeit etwas gemeinsam mit Panzern, Kanonen und Co.: Sie gelten als äußerst zukunftsträchtiges Geschäft - spätestens seit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in seinem Gebäudeenergiegesetz auf den Abschied von Öl- und Gasheizungen mit Hilfe der Wärmepumpen setzt. Schon ab 2024 soll möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Wärmepumpen nutzen Energie aus Luft, Wasser und der Erde und geben sie an das Heizsystem im Haus weiter. Verdichter oder auch Kompressoren, wie sie Rheinmetall produziert, sind für die Wärme in der Wärmepumpe zuständig - und letztendlich eine der wichtigsten Komponenten. So wichtig, dass auf Lieferanten solcher Kompressoren künftig eine besondere strategische Rolle zukommen könnte. Denn es gibt weltweit nicht viele Zulieferer, die solche Verdichter an die Wärmepumpen-Hersteller liefern.

Es geht um ein "global hart umkämpftes Geschäft"

Im Dezember formulierte es Rheinmetall so: "Die globale Aufstellung und die hohe Entwicklungsexpertise" erlaubten es dem Unternehmen, "Technologien gezielt und passgenau für verschiedenste Anwendungen verfügbar zu machen". Es gehe um ein "global hart umkämpftes Geschäft".

Von Kettenfahrzeugen also zu Wärmepumpen und wieder zurück: Am Dienstag kündigte Konzernchef Papperger an, man werde neue Mitarbeiter einstellen und plane neue Fabriken. Rheinmetall sehe sich in der Verantwortung, "einen entscheidenden Beitrag für die zukunftssichere Ausrüstung der Streitkräfte und damit zur Friedenswahrung zu leisten", sagte er bei der Hauptversammlung. Es werde vor allem "auf Rheinmetall als führendes Unternehmen der deutschen Verteidigungsindustrie ankommen, wenn es darum geht, den dringenden Ausrüstungsbedarf der Bundeswehr zu decken". Selbstbewusstsein gehört zum Geschäft.

Dass er seinen Jahresumsatz von 6,4 Milliarden Euro in diesem Jahr auf bis zu 7,6 Milliarden Euro steigern will, liegt vor allem an der veränderten Situation: Es ist Krieg in Europa. Möglich ist aber auch, dass die Düsseldorfer schon bald von einer ganz anderen Entwicklung profitieren werden: Vom Umbau der deutschen Energiewirtschaft.

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