Konjunktur:Angst vor Rezession lässt US-Börsen einknicken

Dow Jones Börse

Der Dow Jones in New York gab über drei Prozent nach.

(Foto: AP)

Der Handelskrieg mit China, schwächelnde Anleihemärkte und weltweit durchwachsene Konjunkturdaten treiben die Kurse in den USA nach unten. Auch der Dax gab zwischenzeitlich nach.

Die Furcht vor einer weltweiten Rezession hat die Börsen fest im Griff. An der Wall Street verbuchten am Mittwoch alle drei Indizes Verluste von etwa drei Prozent. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss bei 25.479 Punkten, der breiter gefasste S&P-500 bei 2840 Zählern und der Index der Technologiebörse Nasdaq bei knapp 7774 Punkten.

Die Aktienkurse an den US-Börsen waren nach Bekanntwerden schlechter Nachrichten aus Deutschland und vom Rentenmarkt teils kräftig abgesackt. Dass auch aus China schwache Konjunkturdaten gemeldet wurden, verstärkte den Abwärtstrend noch.

In den USA werden die Kapitalanleger zunehmend nervös, dass es mit der guten Wirtschaftsentwicklung bald vorbei sein könnte. Am Mittwoch fiel die Rendite von Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 unter den Risikoaufschlag, den Käufer zweijähriger US-Bonds erhalten. Die Händler gehen also davon aus, dass die Zinsen auf mittlere Sicht sinken werden, weil die Konjunktur lahmt. Üblicherweise erhalten Kapitalanleger mit steigender Laufzeit einer Anleihe auch eine höhere Verzinsung. Ist das nicht so, wie es am Mittwoch vorübergehend war, gilt das unter Experten als möglicher Vorbote einer Rezession.

Obwohl US-Aktienhändler den Handelskonflikt zwischen den USA und China erneut als einen der Hauptgründe für die Konjunktureintrübung und die Kursverluste an den Börsen nannten, wies Präsident Donald Trump einmal mehr jegliche Verantwortung von sich. Er beschimpfte stattdessen erneut die US-Notenbank Fed, die die Leitzinsen zu schnell angehoben habe. "Im Gegensatz zu anderen ist unsere Wirtschaft stark", schrieb er im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Wenn die USA überhaupt ein Problem hätten, dann sei es nicht China, sondern die Fed. "Danke an den ahnungslosen Jay Powell und die Federal Reserve", erklärte er an die Adresse des Notenbankchefs. "Wir könnten sehr einfach große Belohnungen und Gewinne einheimsen, aber die Fed hindert uns daran."

Die Konjunktureintrübung kommt für Trump zur Unzeit, denn in den USA hat längst der Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr begonnen. Die zumeist sehr gute Wirtschaftsentwicklung und die niedrigen Arbeitslosenzahlen der vergangenen zweieinhalb Jahre gehören zu den wenigen Erfolgen, die Trump in der bevorstehenden Auseinandersetzung mit seinen demokratischen Gegnern vorzuweisen hat. Entsprechend dünnhäutig reagiert er, wenn es Anzeichen gibt, dass sich die Konjunktur deutlich abkühlen könnte.

Der Präsident hatte den Streit mit China entgegen der Empfehlungen fast aller seiner Berater erst jüngst wieder verschärft. Er geht offenbar davon aus, dass Peking am Ende einknicken und ihm einen großen Erfolg in der Wirtschafts- und Handelspolitik bescheren wird. Es wird jedoch immer unwahrscheinlicher, dass ihm die Chinesen diesen Gefallen tun werden. Am späten Mittwoch deutete Trump jedoch in Zusammenhang mit den Protesten gegen Chinas Regierung in Hongkong an, zu einem Treffen mit Präsident Xi Jinping bereit zu sein.

Am Mittwoch hatte der Deutsche Aktien Index auch schon nachgegeben, wenn auch nicht ganz so deutlich. Der Dax büßte 2,19 Prozent ein und schloss mit 11 492,66 Punkten auf dem niedrigsten Niveau seit Ende März. Der August macht somit seinem Ruf als schlechter Börsenmonat alle Ehre. Am Donnerstag eröffnete der deutsche Aktienmarkt dann etwas freundlicher. Der Dax gewann in den ersten Handelsminuten 0,17 Prozent auf 11 512,68 Punkte.

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