Rewe:Laser-Etikett statt unnötigem Plastikmüll

REWE Group ersetzt Plastikverpackungen durch Laser-Logo

Gelasert statt geklebt: Vier Wochen lang testet die Rewe-Gruppe die Technologie zunächst an Bio-Avocados.

(Foto: REWE)
  • In 800 Supermärkten der Rewe-Gruppe werden Bio-Avocados und Bio-Süßkartoffeln künftig nicht mehr mit Plastik, sondern Laser-Logos gekennzeichnet.
  • Verpackungs-Kritiker freuen sich über diesen Vorstoß, dabei handelt es sich vorerst nur um ein Pilotprojekt - und die Technologie hat ihre Grenzen.

Von Vivien Timmler

Ein kleines Dampfwölkchen steigt auf, als der Laser die oberste Pigmentschicht der Avocado verbrennt. Ein goldener Vogel prangt jetzt auf der grünen Schale, gleich neben dem Naturgut-Slogan und einem Bio-Label. Kunden sollen künftig anhand dieser Merkmale Bio-Produkte in 800 Filialen der Rewe-Gruppe in Nordrhein-Westfalen von herkömmlich angebautem Obst und Gemüse unterscheiden können. Bislang hat der Händler das durch Plastikverpackungen mit deutlich sichtbarer Bio-Kennzeichnung getan, damit Kunden die Produkte nicht verwechseln.

Dabei ist genau das ein Widerspruch: Konsumenten, die Wert auf Bio-Qualität legen, bekommen diese nur, wenn sie mit zusätzlichem Plastik umhüllt ist. Und das, obwohl diese Kundschaft vermeintlich auch am ehesten für die Vermeidung von überflüssigem Plastik sensibilisiert ist.

17,8 Millionen Tonnen Verpackungsmüll fallen in Deutschland jährlich an

Und davon fällt in Deutschland immer mehr an: Die Menge an Verpackungen, die in Deutschland jährlich im Müll landet, ist zuletzt auf 17,8 Millionen Tonnen gestiegen. Das geht aus Untersuchungen des Umweltbundesamts hervor. Die Behörde macht dafür unter anderem den boomenden Versandhandel und den Trend zum "To-Go", also das Mitnehmen von Speisen für unterwegs, verantwortlich.

Doch auch in Supermärkten steigt der Anteil frischer Lebensmittel, die vorverpackt in den Regalen liegen: Bei fast zwei Dritteln Obst und Gemüse hat der Verbraucher mittlerweile nicht mehr die Wahl, ob er die Ware verpacken oder lose in den Einkaufskorb legen möchte, wie eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung im Auftrag des Naturschutzbundes ermittelt hat. Die Händler führen unter anderem den Schutz der Produkte, deren Fixierung und Haltbarkeit als Grund an. Verbraucherschützer fordern aber schon länger, die Plastikverpackungen in Supermärkten zu reduzieren.

Etiketten werden nicht mehr aufgeklebt, sondern eingebrannt

Die Supermarktkette Rewe und deren Discount-Tochter Penny befreien für einen Pilotzeitraum von einem Monat nun zumindest Bio-Avocados und Bio-Süßkartoffeln von ihren Verpackungen. Die Etiketten werden von Mitte März an nicht mehr aufgeklebt, sondern in die äußerste Schicht der Schale eingebrannt.

Die Technik dafür nennt sich natural labeling: Mit einem gebündelten Laserstrahl wird ein Punkt auf dem ruhenden Obst oder Gemüse fixiert, dann wird binnen Sekundenbruchteilen das Logo eingebrannt. "Laser-Technik ist mittlerweile vollkommen massentauglich", sagt der Professor für Verpackungstechnik der Hochschule München, Martin Angerhöfer. Eine ähnliche Technik werde bereits angewandt, um Mindesthaltbarkeitsdaten und Chargennummern auf Plastikflaschen oder Verpackungen pharmazeutischer Produkte zu lasern. Etwa 400 Stück schaffe ein moderner Laser mittlerweile pro Minute. Die Verpackungen landen jedoch letzten Endes nicht auf den Tellern der Verbraucher, im Gegensatz zu den Lebensmitteln.

Schrumpelndes Gemüse ist auch keine Alternative

Dem Importeur Eosta zufolge, der mit seiner Bio-Handelsmarke Nature & More die Etikettierung für Rewe übernimmt, hat der Laser-Vorgang keine Auswirkung auf die Qualität der Produkte. Lediglich die Pigmente der äußersten Schicht der Schale werden demnach bei dem Vorgang abgetragen, dem Fruchtfleisch ist nichts anzumerken. Eine Untersuchung der University of Florida aus dem Jahr 2009 bestätigt das. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass weder die Gesundheit der Verbraucher, noch die Haltbarkeit des Produkts durch den Laservorgang beeinträchtigt wird. Damals kam die Technik erstmals in Australien und Neuseeland zum Einsatz, in der EU ist sie seit 2013 möglich.

Neben der Rewe Group lasert Nature & More bereits das Obst und Gemüse einer schwedischen Supermarktkette. Zusätzlich zu Avocados und Süßkartoffeln verzichtet diese seit Januar auch bei Gurken und Paprika auf Plastikverpackungen und. Verpackungsforscher Dirk Burth von der Hochschule München sieht das kritisch. Gerade Produkte mit längerer Lieferkette könne man bei einem Verzicht auf Verpackungen kaum frisch halten. Zudem hätten nicht nur die Plastikerzeugnisse, sondern immer auch die Lebensmittel selbst negative ökologische Auswirkungen. "Wenn das Obst und Gemüse im Regal liegen bleibt, weil es bereits anfängt zu verderben und der Kunde es nicht mehr haben möchte, ist auch mit dem Laser-Logo nicht geholfen", sagt Burth.

Dieser Problematik ist sich auch die Rewe-Gruppe bewusst. "Die Technologie ist nur bei solchen Produkten möglich, bei denen die Verpackung keine Schutzfunktion erfüllt", sagt ein Sprecher. Auch besonders kleine Lebensmittel wie Trauben oder Physalis seien ausgeschlossen, genau wie Zitrusfrüchte: Diese können derart schnell Schalenpigmente nachbilden, dass das Logo binnen kürzester Zeit nicht mehr sichtbar ist. Das Unternehmen habe zudem bewusst Produkte gewählt, bei denen die Schale nicht mitverzehrt werde. Das sei zwar bedenkenlos möglich, man wolle aber zunächst die Reaktion der Kunden auf den jetzigen Test abwarten.

Dass der Versuch des Plastikvermeidens bei vielen Kunden gut ankommt, hat ohnehin bereits die Debatte um Plastiktüten gezeigt. Seit Juni vergangenen Jahres gibt das Unternehmen an der Kasse nur noch recycelbare Papiertüten oder andere alternative Tragetaschen aus, so wie dies mittlerweile auch viele andere Einzelhändler tun. Eine erste Analyse, wie weit der Verbrauch dadurch in Deutschland gesenkt werden konnte, will das Umweltministerium im April vorlegen.

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