Süddeutsche Zeitung

Rewe:Keine Versicherung zum Discountpreis

Niederlage für den Handelskonzern Rewe: Nach einer Entscheidung des Landgerichts Wiesbaden darf die Discount-Tochter Penny keine Versicherungen verkaufen.

Das Angebot klang verlockend: Ein Versicherungspaket, das aus Unfallschutz, Opfer-Rechtsschutz und einem Schutzbrief bestand, bot der Discounter Penny für 49 Euro im Jahr an. Nun muss der Handelskonzern Rewe, die Muttergesellschaft von Penny, das Angebot wieder zurückziehen.

Das entschied das Landgericht Wiesbaden und gab damit einer Klage des AfW-Bundesverbands Finanzdienstleistung statt. Rewe sei als Versicherungsvermittler am Markt aufgetreten, ohne die erforderliche Genehmigung der Industrie- und Handelskammer zu haben, sagte eine Gerichtssprecherin. Eine solche Erlaubnis sei laut Gewerbeordnung aber notwendig.

Penny hatte im vergangenen Herbst das Arag-Versicherungspaket angeboten. Kunden konnten das Paket für 49 Euro an der Supermarkt-Kasse kaufen, dann zu Hause die Unterlagen ausfüllen und an Arag schicken. Die Versicherung rechnete den Kaufpreis auf die erste Prämie an.

Bei Verstoß droht Ordnungsgeld

Indem Penny die Versicherung bundesweit beworben und praktisch die Jahresprämie für Arag eingezogen habe, sei das Unternehmen als Versicherungsmakler aufgetreten, argumentierte das Gericht. Bei einem Verstoß gegen die Entscheidung droht Rewe ein Ordnungsgeld. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Rewe prüft derzeit, ob der Konzern gegen das Urteil Einspruch einlegen will. Ein Sprecher sagte, das Unternehmen werde nun zunächst die schriftliche Urteilsbegründung abwarten. "Die werden wir uns sehr genau ansehen und dann entscheiden, ob wir Rechtsmittel einlegen."

Der AfW, der die Interessen unabhängiger Versicherungs- und Kapitalanlagevermittler vertritt, begrüßte die Entscheidung des Gerichts. Nach Ansicht des geschäftsführenden AfW-Vorstands Norman Wirth wird das Urteil Auswirkungen auf die ganze Versicherungsbranche haben: "Geplante und bereits durchgeführte Vertriebsaktionen über den Einzelhandel müssen überdacht oder abgesagt werden."

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