Rettungskonzept vorgestellt:Spar muss hart saniert werden

Der neue Vorstand des notleidenden Spar-Konzerns hat zusätzlichen Sanierungsbedarf im Großhandel ausgemacht. Das Geld dafür müsste Spar selbst aufbringen. Im Gespräch ist ein Verkauf der Discount-Schiene Netto an den französischen Großaktionär.

Von Meite Thiede

Nach knapp drei Monaten hat der neue Spar-Vorstandsvorsitzende Stephan Schelo Aufsichtsrat und Betriebsversammlung sein Sanierungskonzept vorgestellt. Danach gibt es bei der Handelskette offenbar noch mehr Handlungsbedarf als bisher bekannt.

Laut Schelo bleibt zwar das Ziel bestehen, die restlichen, hoch defizitären Verbrauchermärkte zu verkaufen, aufzulösen oder unterzuvermieten.

Zusätzlich müsse aber jetzt auch noch der Großhandel rationalisiert werden. Dafür braucht Spar weitere finanzielle Mittel, die der Großaktionär offenbar nicht mehr bereit ist zuzuschießen. Nach Angaben einer Sprecherin fehlt ein dreistelliger Millionenbetrag.

Discount-Sparte Netto soll verkauft werden

Der Vorstand plant demnach jetzt, die unter der Marke Netto laufende Discount-Sparte zu verkaufen. Dabei geht es um zwei unterschiedliche Engagements, "Netto Stavenhagen" und "Netto Schels". Weit fortgeschritten sind bereits die Pläne, die 50 Prozent-Beteiligung an Netto Stavenhagen" an den französischen Spar-Großaktionär ITM Intermarché zu verkaufen.

Der Partner dieses Joint Ventures, die Dansk Supermarked, besitzt ein Vorkaufsrecht. Ob er es ausübt, steht allerdings noch nicht fest. Nach Angaben einer Spar-Sprecherin sind die Dänen daran interessiert, auch künftig mit Spar zu kooperieren.

Auch die Discount-Linie "Netto Schels", die zu 100 Prozent Spar gehört, steht wieder zur Disposition. Laut Schelo werden alle Optionen geprüft, auch ein Verkauf an ITM oder an Dritte.

Schon einmal hatte die seit Jahren hohe Verluste schreibende Spar Handels-AG versucht, mit einem Verkauf der Discount-Schiene Netto Schels die letzten finanziellen Reserven zu mobilisieren. Doch der Plan scheiterte, weil niemand den erhofften Preis zahlen wollte.

Im November 2003 hatte der Konzern die Deutsche Bank, ihren Haupt-Kreditgeber, mit dem Verkauf beauftragt. Zuvor hatte der damalige Vorstandschef Fritz Ammann nach Brancheninformationen vergeblich versucht, die Sparte den Wettbewerbern Rewe und Edeka anzudienen.

Die Netto-Märkte sind der einzige Ertragsbringer des Spar-Konzerns. Im vergangenen Jahr lieferten sie einen operativen Gewinn von 56 Millionen Euro ab, während die Verbrauchermärkte einen Verlust von 109 Millionen Euro und der Großhandel von 19 Millionen Euro beisteuerten. Zusammen mit dem Verlust des Zentralbereichs betrug das Konzernergebnis minus 99 Millionen Euro.

Netto Stavenhagen gilt als Ertragsperle: Die unter dänischer Regie laufende Firma, die 2003 mit 212 Läden 800 Millionen Euro umsetzte, erreicht laut Lebensmittelzeitung Umsatzrenditen von drei Prozent. Netto Schels (1072 Läden, 2,8 Millionen Euro) kommt nur auf ein Prozent.

Straffung in Verwaltung und Logistik

Zu dem Sanierungsprogramm des Spar-Vorstand gehört auch eine Straffung in Verwaltung und Logistik. Ein Lager und drei Umschlagplätze sollen geschlossen werden. Schelo will jährlich Kosten von 70 Millionen Euro einsparen.

Nach Informationen aus Gewerkschaftskreisen stehen bis zu 900 der 17.500 Arbeitsplätze zur Disposition. Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte lediglich 250 geplante Streichungen für den Hauptsitz Schenefeld bei Hamburg.

Dort arbeiten 1400 Menschen, davon 800 in der Verwaltung. Der französische Großaktionär ITM hat nach Branchenschätzungen mehr als 2,5 Milliarden Euro in das glücklose deutsche Engagement investiert.

Spar schreibt seit 1998 operativ rote Zahlen. Mehrere Vorstände scheiterten an der Sanierung. ITM besitzt inzwischen 97,27 Prozent an Spar und plant einen Squeeze-Out.

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