Rettung von Opel:Fiat bessert sein Übernahme-Konzept nach

Der Kampf um Opel geht in die nächste Runde: Fiat offeriert jetzt mehr Eigenkapital und höheres Risiko. Indes fordert Übernahme-Favorit Magna offenbar weitere staatliche Milliarden.

Nachdem Autozulieferer Magna sein Konzept zur Opel-Übernahme vorgestellt hat, legt auch Konkurrent Fiat nach: Der italienische Autobauer hat nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sein Konzept zur Rettung von Opel nochmals überarbeitet. "Interessanterweise hat auch Fiat nachgebessert", sagte Guttenberg am Rande der Unions- Fraktionssitzung vor der Bundesversammlung in Berlin.

Opel; AP

Auch Autobauer Fiat hat sein Opel-Übernahmekonzept jetzt überarbeitet

(Foto: Foto: AP)

Guttenberg wollte keine Details nennen, deutete jedoch an, dass Fiat nun bereit sei, mehr eigene Risiken zu tragen und sich selbst mit höherem Eigenkapital an dem Autobauer zu beteiligen

Magna will nach eigenen Angaben bei einer Opel-Übernahme mit seinem russischen Partner Sberbank insgesamt 700 Millionen Euro in den angeschlagenen deutsche Autobauer investieren. Doch die in Aussicht gestellten Hilfen haben offenbar ihren Preis: Einem Bericht des Spiegels zufolge verlangt Magna zusätzlich zu einer Bürgschaft von 4,5 Milliarden Euro weitere Hilfen in Milliardenhöhe von der Bundesregierung.

Der Bund solle nach dem Willen des kanadisch-österreichischen Unternehmens die Pensionslasten von Opel in Höhe von drei Milliarden Euro zumindest teilweise übernehmen, berichtet das Nachrichtenmagazin. Das gehe aus dem Übernahmekonzept Magnas hervor, das der Konzern bei der Bundesregierung eingereicht hat.

Magna werde mit dem amerikanischen Opel-Mutterkonzern General Motors, der Bundesregierung und dem Pensionssicherungsverein zusammenarbeiten, "um eine akzeptable Lösung zu finden und einzuführen", zitiert das Magazin aus dem Konzept. Magna stelle zudem in Aussicht, jedes Jahr zwei Prozent seines Nettogewinns für wohltätige Zwecke zu spenden.

Die Nachrichtenagenturen Reuters und dpa berichteten hingegen unter Berufung auf Teilnehmerkreise einer Minister-Gesprächsrunde vom Vortag, die Frage der Opel-Pensionslasten bleibe vorerst offen. Magna habe dies auch nicht zur Vorbedingung für einen Einstieg gemacht, berichtete die dpa.

"Keine Voraussetzung für das Angebot"

Auch Reuters zitierte eine mit den Verhandlungen vertrauten Person mit den Worten: "Den Bericht können wir nicht bestätigen. Vielmehr haben Magna-Vertreter deutlich gemacht, dass die Frage des Umgangs mit den Opel-Pensionslasten ausdrücklich keine Voraussetzung für das Magna-Angebot darstelle." Dagegen habe Fiat die Frage der Pensionslasten nicht erörtert.

Magna, Fiat und der Finanzinvestor RHJ sehen in ihren Übernahme-Konzepten Staatsbürgschaften zwischen knapp fünf und sieben Milliarden Euro vor. Eine Übernahme von Pensionslasten würde eine Zustimmung der Regierung erschweren.

Dem Magna-Vorschlag zufolge soll der Opel-Mutterkonzern General Motors einen Anteil von 35 Prozent an dem deutschen Autobauer behalten. Sberbank werde ebenfalls 35 Prozent übernehmen, Magna selbst 20 Prozent und die Opel-Belegschaft die übrigen zehn Prozent.

Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) beinhaltet das Magna-Konzept einen Abbau von insgesamt 2500 Stellen in Deutschland. Davon seien 280 Jobs weniger im Motoren- und Komponentenwerk Kaiserslautern vorgesehen. Europaweit sollen nach den Plänen des Unternehmens 10.000 Arbeitsplätze bei einer Opel-Übernahme wegfallen.

Trotzdem sollen die Fertigungszahlen laut Spiegel kräftig steigen. So sollen in Rüsselsheim nach den Magna-Plänen künftig 250.000 Autos vom Band rollen, derzeit sind es 160.000. In Bochum solle die Produktion um 58.000 Einheiten steigen.

Auch die Frankfurter Rundschau berichtet, Magna plane eine stärkere Auslastung des Opel-Stammwerkes in Rüsselsheim. Dort solle neben dem Modell Insignia auch der neue Astra produziert werden. Für Bochum bleibe der Zafira übrig. Magna erwägt demnach, das britische Werk Luton und den belgischen Standort Antwerpen dicht zu machen.

Die Bundesländer mit Opel-Standort waren sich am Freitag uneins über die Bewertung der Angebote von Magna und den beiden Mitbewerbern. Die vier Ministerpräsidenten waren im Bundeskanzleramt mit den Spitzen der Regierung zusammen gekommen, um die Übernahmekonzepte zu bewerten. Der hessische Regierungschef Roland Koch (CDU) sagte danach, Magna erfülle "die Bedingungen mit weitem Abstand am meisten".

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte, es sei "gemeinsamer Wille", die Verhandlungen fortzusetzen, sicher mit einem "Schwerpunkt Magna". Auch Vize-Kanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach sich klar für Magna aus: Der Zulieferer habe "ein sehr solides Konzept vorgelegt".

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers verwies hingegen auf die offenbar von Magna geplanten Stellenstreichungen im Werk in Bochum mit seinen derzeit 5300 Mitarbeitern. Offenbar will der Zulieferer dort 2200 Jobs abbauen - von 2500 in ganz Deutschland. Dies sei nicht akzeptabel und "unfair", sagte Rüttgers.

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte dem Spiegel zu den Angeboten für Opel: "Eine Risikoanalyse, die keine Zweifel lässt, steht noch aus." Er ergänzte: "Insofern bleibt auch eine geordnete Insolvenz immer noch eine Option." Sollte das Risiko so groß werden, dass staatliche Bürgschaften für Kredite des Autobauers fällig würden, müsse auch an einen solchen Schritt gedacht werden.

Bundesaußenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank Walter Steinmeier sagte der Bild: "Magna hat ein sehr solides Konzept vorgelegt." Er sprach sich für eine schnelle Klärung der noch offenen Fragen mit der Opel- Muttergesellschaft General Motors (GM) aus. "Jetzt müssen mit GM und Magna rasch die letzten Detailfragen geklärt werden, damit möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben", sagte der Außenminister.

Weitere vier Milliarden Dollar für GM

GM hat indes noch einmal eine milliardenschwere Kapitalspritze der US-Regierung bekommen. GM habe sich vom Washingtoner Finanzministerium weitere vier Milliarden Dollar geliehen, teilte der Konzern mit. Damit belaufen sich die bisher vom Staat bereitgestellten Mittel für GM nun auf insgesamt 19,4 Milliarden Dollar. Nach dem 1. Juni würden voraussichtlich zusätzlich 7,6 Milliarden Dollar benötigt, hieß es weiter.

GM muss der US-Regierung bis zum 1. Juni ein tragfähiges Konzept für seine Zukunft vorlegen, um in den Genuss weiterer Hilfen zu kommen. Andernfalls droht dem Konzern die Insolvenz.

US-Präsident Barack Obama zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass das Unternehmen nach der Sanierung wieder auf den Erfolgsweg zurückfindet. "Ich glaube, GM wird eine starke Firma sein", sagte Obama in einem Interview mit dem Fernsehsender C-Span. "Sobald die Wirtschaft wieder anzieht und GM seine Umstrukturierung abgeschlossen hat, wird es wieder aufwärts gehen."

Obama äußerte sich nicht dazu, ob die Sanierung der Opel-Mutter unter Gläubigerschutz stattfinden soll oder nicht. Er hoffe, dass GM und der insolvente Rivale Chrysler nach ihrer Sanierung schlankere und konkurrenzfähigere Unternehmen seien, die mit verbrauchsarmen Autos Zukunftsmärkte erobern, sagte Obama.

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