Rettung von Opel:Arbeiten an der Mitgift

Fortschritte bei Opel: Unternehmen und Betriebsrat einigen sich in Bezug auf Einsparungen. Fiats Standortgarantie stößt derweil auf Zweifel.

Harald Schwarz

Der angeschlagene und ums Überleben kämpfende Autohersteller Opel macht Fortschritte bei der geplanten Kostensenkung. Um das Unternehmen retten zu können, werden Einsparungen von knapp einer Milliarde Euro angepeilt. Die Verhandlungen mit den Betriebsräten dazu laufen bereits seit einiger Zeit unter der Maßgabe, dass Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden sollen.

Opel, dpa

Opel kommt bei seiner Rettung einen Schritt voran: Unternehmen und Betriebsrat haben sich in Bezug auf die Einsparungspläne weitgehend geeinigt.

(Foto: Foto: dpa)

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung haben sich das Management und die Arbeitnehmervertreter bereits prinzipiell auf Einschnitte geeinigt, die etwa zwei Drittel der avisierten Summe ausmachen.

Bei den Einsparungen gibt es mehrere Ansatzpunkte. Unter anderem gehören dazu Zugeständnisse bei den Löhnen und Gehältern der 25 500 Beschäftigten, der Verzicht auf bereits vereinbarte Tariferhöhungen, eine Verkürzung der Arbeitszeit einschließlich der Möglichkeit zum Übergang zu einer Vier-Tage-Woche sowie Abfindungen für ein Ausscheiden aus dem Unternehmen. "Bei der Identifikation von Einsparpotentialen fehlen noch 200 bis 300 Millionen Euro", sagte eine mit den bisherigen Verhandlungsergebnissen vertraute Person.

Konstruktive Gespräche

Im Umkehrschluss heißt dies: 600 bis 700 Millionen Euro an Kostensenkung sind bereits gefunden. "Den größten Teil der Summe bekommt man einvernehmlich zusammen. Die Gespräche gehen konstruktiv weiter", hieß es. Man brauche diese finanzielle Entlastung auch, um einen Investor für Opel zu finden. Es handelt sich also um eine Art Mitgift für einen neuen Gesellschafter.

Als mögliche künftige Anteilseigner eines eigenständiger von der bisherigen US-Muttergesellschaft General Motors (GM) agierenden neuen Opel-Unternehmens sind bislang der italienische Konkurrent Fiat und der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna bekannt. Allerdings soll es weitere Interessenten für einen Einstieg bei der Rüsselsheimer Firma geben.

Favorisiert wird bei Opel als Partner im Management und in der Arbeitnehmervertretung momentan die Magna-Gruppe. Dies gilt auch für die IG Metall, mehrere SPD-Politiker und Teile der CDU/CSU wie beispielsweise Hessens Ministerpräsident Roland Koch, der sich deshalb mit Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg über Kreuz liegt. Guttenberg wird nachgesagt, eher zu Fiat als künftigem Opel-Partner zu neigen.

Zweifel am Versprechen aus Turin

Die Italiener haben nun offenkundig reagiert und angeblich eine Garantie für die vier Opel-Standorte Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach ausgesprochen. Kapazitäten wollen sie in den Werken gleichwohl beschneiden. Zudem möchte Fiat die eigenen Schulden angeblich nicht in ein neues Unternehmen mit Opel einbringen. Guttenberg sagte dazu: "Ich bestätige erst etwas, wenn ich das Konzept zu Opel vorliegen habe, das ich dieser Tage erwarte." Der Minister will auch mit Magna sprechen.

Zweifel an den angeblichen Fiat-Garantien kursieren am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim. In Firmenkreisen hieß es, angesichts der auf beiden Seiten vorhandenen Überkapazitäten wäre eine Garantie für die deutschen Fabriken "eine verblüffende Aussage". Opels Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagte: "Solange kein von autorisierter Stelle unterschriebenes Dokument vorliegt, glaube ich so etwas nicht." Er hält das angebliche Versprechen von Fiat für unseriös.

Franz ist ebenso wie die IG Metall gegen einen Fiat-Einstieg bei Opel. Befürchtet werden mehrere tausend Entlassungen und das Aus für die Fabriken Bochum und Eisenach. Franz vermutet, dass es dem Konzern aus Turin nicht um die Rettung von Opel gehte sondern um die Sanierung von Fiat mit deutschen Steuergeldern. Mit dieser Aussage spielte er darauf an, dass Opel bei mehreren europäischen Regierungen Kreditbürgschaften von 3,3 Milliarden Euro beantragt hat. Davon entfallen 2,6 Milliarden Euro auf Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine mögliche Staatshilfe davon abhängig gemacht, dass Opel einen Investor findet.

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