Die Strategie zeitigte durchaus Folgen, schließlich heißt Italiens Ministerpräsident heute nicht mehr Silvio Berlusconi. Aber die Krise wurde so nicht beendet, im Gegenteil: Deren Kosten stiegen, und die Angst vor einer neuen, diesmal viel schwereren globalen Finanzkrise wächst. Dass die Rating-Agentur Moody's 15 global operierende Banken zum Teil kräftig herabgestuft hat, ist ein Alarmsignal. Das Endspiel um den Euro ist längst im Gange.
Das Auseinanderbrechen der Währungsunion ist heute eine Option, mit der man rechnen muss - im Wortsinne. Deren Folge aus deutscher Sicht wäre nicht nur, dass der Kurs des Nord-Euro oder der neuen D-Mark, wie immer man das Spaltprodukt nennen mag, unkontrolliert in die Höhe schießen würde. Eine globale Depression wäre kaum zu vermeiden, und über die Zukunft der EU insgesamt kann man heute nur spekulieren. Mancher mag dem Euro in diesen Tagen ein Ende mit Schrecken wünschen. Fraglich, ob er auch eine Ahnung von der Dimension dieses Schreckens hat.
Auch die Rettung des Euro wird für Deutschland - übrigens auch für Frankreich, Italien und andere Länder - sehr teuer. Die Vorschläge des IWF, der G-20-Staaten und sehr vieler Ökonomen laufen im Kern auf das Gleiche hinaus: Die Staaten der Euro-Zone müssen die Risiken ihrer Bankensysteme und ihrer Staatsanleihen wenigstens zum Teil gemeinsam tragen. Deutsche und holländische Sparer haften für spanische Konten, deutsche und französische Steuerzahler für Haushalte in Rom, Madrid und anderswo.
Ohne eine zumindest begrenzte europäische Haftungsgemeinschaft kann der Euro nicht mehr glaubwürdig verteidigt werden. Dazu gehört eine schlagkräftige europäische Bankenpolitik. Warum sind immer noch so viele europäische Banken - im Gegensatz zur amerikanischen Konkurrenz - unterkapitalisiert? Weil es keine europäische Instanz gibt, die sie hätte zwingen können, ausreichend Reserven zu bilden.
In Sachen Euro haben die Deutschen die Wahl zwischen schlimm und katastrophal. Sie sollten die schlimme Lösung wählen und dies sehr schnell.