Nach mehr als 125 Jahren steht seit Januar erstmals eine Frau an der Spitze der Deutschen Rentenversicherung Bund: Gundula Roßbach. Und die 52-Jährige weiß, wovon sie redet. Seit fast 20 Jahren arbeitet die Diplom-Verwaltungswirtin bei der Behörde. Roßbach versteht also gut, wenn sich Menschen um ihre Rente sorgen. "Ich halte aber nichts von pauschalen Horrorszenarien", sagt sie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Auch wenn das Rentenniveau im kommenden Jahrzehnt sinke, heiße das noch lange nicht, "dass wir eine massenhafte Altersarmut in Zukunft befürchten müssen".
In den vergangenen zehn Jahren seien die Rentenerhöhungen sogar höher ausgefallen als der Anstieg der Lebenshaltungskosten, sagt Roßbach. "Auch die Jüngeren können mit ihren Einzahlungen mit positiven Renditen in der Rentenversicherung rechnen." Sie sollten aber zusätzlich privat oder betrieblich vorsorgen - je früher, desto besser. Die Aussage von CSU-Chef Horst Seehofer, die Riester-Rente sei gescheitert, hält Roßbach deshalb für wenig hilfreich. "Wer richtig spart, den Vertrag nicht vorzeitig stilllegt, die Produkte genau miteinander vergleicht und einen kostengünstigen Anbieter findet, kann von der Riester-Rente profitieren."
Ein hohes Risiko, im Alter in die Armut zu geraten, sieht die Rentenpräsidentin bei Erwerbsminderungsrentnern, die wegen einer Krankheit vorzeitig mit dem Arbeiten aufhören mussten, Solo-Selbständigen mit unstetigen Erwerbsbiografien und Langzeitarbeitslosen. Auch für Menschen, die über lange Zeit Geringverdiener waren und nicht zusätzlich fürs Alter vorgesorgt haben, könne es schwierig werden. "Wir können fehlende oder nur geringe Beiträge nicht komplett ausgleichen", sagt Roßbach. Auch ein höheres Rentenniveau sei für die Probleme dieser Risikogruppen "kein Allheilmittel".