Rentenversicherung:Gut drei Prozent sind drin

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Ein Riester-Vertrag kann sich doch lohnen, aber es hängt stark vom Einzelfall ab. Er kann ein einzelner Baustein sein. Die Lücke in der Altersversorgung kann er aber, auch wenn es gut läuft, wohl nicht schließen.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Die Riester-Rente lohnt sich vor allem für Frauen, Geringverdiener und Kinderreiche. Das ergibt sich aus Modellrechnungen der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Danach sind mit einem Riester-Rentenvertrag eines Direktversicherers jährliche Renditen von 0,6 bis 13,9 Prozent nach Abzug von Steuern zu erreichen. Was am Ende bei der Auszahlung im Ruhestand herausspringt, hängt aber vom Einzelfall ab. Die Riester-Rente könne die Lücke bei der Altersvorsorge wohl kaum "vollständig schließen". Sie könne aber "ein erster Baustein sein, dem sich eventuell noch andere Bausteine anschließen können", sagte DRV-Forscher Christian Rieckhoff.

Bei ihrer Untersuchung gingen die Wissenschaftler vom Idealfall aus: Die Modellkunden schöpfen die staatlichen Zulagen voll aus. Sie zahlen ohne Pause bis zum Rentenbeginn in den Vertrag ein. Außerdem wählen sie einen Anbieter mit geringen Kosten. So belaufen sich bei dem Mustervertrag die Abschlusskosten auf ein Prozent und die laufenden Verwaltungskosten auf 2,1 Prozent der Eigenbeiträge. Die Realität ist oft nicht so schön: Fast ein Fünftel der 16 Millionen Riester-Verträge wird nicht mehr bedient. Die Eigenbeiträge sind oft zu niedrig, um die vollen Zulagen zu erhalten. Auch sind die Kosten bei etlichen Versicherern vielfach deutlich höher.

Werden aber die Annahmen der DRV erfüllt, kommen für die Modellkunden stets positive Erträge heraus. Sie kassieren bis zum Lebensende netto also mehr, als sie an Beiträgen überwiesen haben. Die Steuern wurden dabei - anders als in der jüngsten Untersuchung des Berliner DIW - in der Anzahl- und Auszahlphase berücksichtigt. Beispiel eins: Ein Mann, 20, unterschreibt den Muster-Vertrag, geht mit 67 in Rente und wird auf Grund seiner kalkulierten Lebenserwartung gut 88 Jahre alt. Die Rendite hängt nun vom Zinsüberschuss ab, den es zusätzlich zum Garantiezins von 1,25 Prozent gibt, sowie vom Einkommen und der Anzahl der Kinder. Ein Durchschnittsverdiener in der Rentenversicherung mit einem Bruttoeinkommen von monatlich 2917 Euro kommt so bei 3,25 Prozent Gesamtverzinsung auf eine Rendite von 2,8 Prozent nach Steuern. Bei drei Kindern würde die Rendite auf 3,4 Prozent steigen. Sinkt das Einkommen auf die Hälfte des Durchschnitts, erhöht sich die Rendite bei drei Kindern sogar auf 5,3 Prozent. Etwas niedriger sind die Erträge bei Männern, die mit 50 Jahren beginnen, Geld für eine Riester-Rente anzusparen.

Noch besser sieht die Situation bei Frauen aus, die auf Grund ihrer Lebenserwartung drei Jahre länger die Riester-Rente beziehen dürften. Eine Durchschnittsverdienerin erreicht bei einer Gesamtverzinsung von 3,25 Prozent ohne Kinder eine Rendite von 3,0 Prozent. Mit drei Kindern sind es 3,7 Prozent - also etwas mehr als der vergleichbare Mann.

Dass die Erträge in diesem Modell so hoch sind, liegt aber nicht daran, dass Versicherer das Geld ihrer Kunden auf wundersame Weise sicher vermehren. "Vor allem die staatlichen Zulagen sorgen dafür, dass die Renditen so gut sind", sagt DRV-Experte Rieckhoff.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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