Süddeutsche Zeitung

Renten:Frauen holen auf

Männer erwerben in Zukunft geringere Ansprüche, zeigt eine neue Studie des DIW. Die Folge: Der Abstand zwischen Männern und Frauen bei der Rente wird kleiner. Die Differenz verringert sich. Minuspunkt: Die Renten steigen nicht.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Der Abstand zwischen Männern und Frauen bei der Rente wird kleiner werden. Das liegt vor allem daran, dass Männer in Zukunft im Durchschnitt geringere Rentenansprüche im Vergleich zu heutigen männlichen Rentnern erwerben. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde.

Im Jahr 2014 erhielten Männer im Ruhestand in Westdeutschland eine gesetzliche Rente von durchschnittlich 994 Euro (im Osten: 1057 Euro). Bei den Frauen waren es im Westen 576 Euro, im Osten 818 Euro. Dort sind Frauen häufiger erwerbstätig. Für die Lücke gibt es mehrere Gründe: Frauen verdienen meist weniger als Männer, weil sie häufiger in schlecht bezahlten Berufen tätig sind. Sie gelangen seltener in Führungspositionen, arbeiten häufiger Teilzeit und kommen so mit ihren Beiträgen auf geringere Rentenansprüche. Die Differenz zwischen beiden Geschlechtern, im Westen sind es 42 Prozent, im Osten 23 Prozent, wird sich laut der Hochrechnung des DIW aber bundesweit um etwa 15 Prozentpunkte verringern.

Die DIW-Forscher vergleichen verschiedene Geburtsjahrgänge. Das Ergebnis: Männer, die zwischen 1966 und 1970 geboren sind, erzielen geringere Rentenansprüche als die bereits heute Verrenteten. Ihre Rentenansprüche werden im Westen um monatlich 170 Euro niedriger liegen als bei Männern der Geburtsjahrgänge 1936 bis 1945. Im Osten dürften es sogar 220 Euro weniger sein. Die Frauen im Westen, die inzwischen stärker erwerbstätig sind, holen auf. Im Durchschnitt wird sich ihre Rente um 90 Euro im Vergleich zu der in den Jahren 1936 bis 1945 Geborenen erhöhen. Im Osten unterscheiden sich die Rentenansprüche zwischen alten und jüngeren Frauen hingegen kaum.

"Die Angleichung ergibt sich vor allem aus geringeren Renten bei den Männern und weniger aus deutlichen steigenden Renten bei den Frauen", sagte DIW-Experte Markus Grabka. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass Männer häufiger als früher ihre Berufstätigkeit unterbrechen, Teilzeit arbeiten oder eine längere Ausbildung haben.

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Quelle:
SZ vom 02.02.2017
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