Rente:Zahl der erwerbstätigen Rentner verdoppelt sich

ILLUSTRATION Ein älterer Herr arbeitet in einem mittelständischen Unternehmen für Maschinenbauteile

Arbeiten im Alter: Für 11 Prozent der 65 bis 74-Jährigen ist dies bereits Realität.

(Foto: imago/Andreas Prost)
  • Viele Menschen in Deutschland arbeiten auch im hohen Alter. Im Vergleich zu 2006 hat sich ihre Zahl verdoppelt.
  • Die Zahlen könnten auch die Debatte um eine zunehmende Altersarmut befeuern.

Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten bis ins hohe Alter. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts war im vergangenen Jahr jede neunte Person zwischen 65 und 74 Jahren erwerbstätig - eine Verdoppelung im Vergleich zu 2006. Als erwerbstätig gilt, wer pro Woche mindestens eine Stunde gegen Bezahlung arbeitet.

Insgesamt gingen 942 000 ältere Menschen in Deutschland einer solchen Beschäftigung nach, was etwa einem Anteil von 11 Prozent entspricht. Unter ihnen sind besonders viele Männer: Bei Rentern liegt die Quote sogar bei 15 Prozent, bei Rentnerinnen sind es dagegen nur acht Prozent.

Nach Angaben der Statistiker ist die Tätigkeit für 37 Prozent der Haupterwerb. Sie verdienen mit ihrem Job also mehr, als sie aus ihrer Rente beziehen. Für die Mehrheit der erwerbstätigen Rentner (58 Prozent) ist das Einkommen dagegen ein Zuverdienst, da sie in erster Linie von ihrer Rente leben. Etwa sechs Prozent bestreiten ihren Lebensunterhalt überwiegend aus Einkünften von Angehörigen oder aus sonstigen Einkünften wie etwa Einkommen aus Vermietung oder Verpachtung.

In 20 Jahren könnten sieben Prozent der Rentner bedürftig sein

Die neuen Zahlen könnten die Debatte um die Rente befeuern. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will das Thema aus dem Wahlkampf raushalten. Die Rente sei bis 2030 gesichert, argumentiert die Union. Rentenexperten und Gewerkschafter warnen allerdings vor einer solchen Haltung: Die Altersarmut in Deutschland werde rapide zunehmen, wenn nicht gegengesteuert wird. Eine im Juni veröffentlichte Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zeigte, dass bis 2036 etwa sieben Prozent der Neurentner ein so geringes Einkommen haben könnten, dass sie auf die staatliche Grundsicherung im Alter angewiesen wären - oder eben auf einen Nebenerwerb.

Dass viele Ältere inzwischen mehr Einkünfte aus ihrem Job kassieren, als aus ihrer Rente muss allerdings kein Indikator für zunehmende Altersarmut sein. Die Zahlen sagen nichts darüber aus, inwiefern diese Rentner auf zusätzliche Einkünfte angewiesen sind. Ein Beispiel: Ein Rentner mit einem gesetzlichen Rentenanspruch von 2500 Euro, der mit einem gut dotierten Beratervertrag von 5000 Euro weiterhin erwerbstätig ist, würde ebenfalls in diese Gruppe mit reinfallen.

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