Rente:Thema Rente überfordert junge Menschen

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  • Eine neue Studie zeigt: Junge Menschen fühlen sich beim Thema Rente überfordert und wünschen sich eine bessere Betreuung durch den Staat.
  • Immerhin jeder Zweite zwischen 17 und 27 Jahren legt regelmäßig Geld für das Alter zurück.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Junge Menschen wollen das Leben zunächst genießen und legen deshalb weniger Geld für das Alter zurück. Die Lücken im Rentensystem sind ihnen dabei durchaus bewusst. Dies geht aus einer neuen Studie von TNS Infratest Sozialforschung und der Hertie School of Governance im Auftrag des Versorgungswerks Metallrente hervor, die - passend zur derzeit laufenden politischen Diskussion um die Rente - in Berlin vorgestellt wurde.

Jugendforscher Klaus Hurrelmann, einer der Herausgeber der Studie, zeigte sich erstaunt über den Realitätssinn der jungen Generation: "Es ist ihnen klar, dass die aktuellen Vorsorge-Angebote kein angemessenes Leben im Alter sicherstellen." Der Ökonom Christian Traxler, der bei der Untersuchung ebenfalls mitwirkte, sagte: "Auch 15 Jahre nach der Rentenreform hat sich noch keine Kultur zusätzlicher Vorsorge in Deutschland entwickelt." Für die Studie hatte TNS Infratest 2500 junge Menschen zwischen 17 und 27 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind nach Angaben der Forscher repräsentativ.

Jeder Zweite legt regelmäßig Geld zurück

Laut der Umfrage sind auch die jüngeren Jahrgänge teilweise bereits fleißige Sparer: Immerhin legt gut jeder Zweite regelmäßig und fast jeder Dritte ab und zu Geld zurück. Verglichen mit 2010 haben sich die Werte aber etwas verschlechtert. Auch die Spargründe haben sich verschoben. So knapsen zum Beispiel 64 Prozent vermehrt Geld für eine Urlaubsreise ab. 2010 waren es noch 56 Prozent. Die Bereitschaft, für Ausbildung oder Studium etwas zur Seite zu legen, ist ebenfalls gestiegen. Für Hurrelmann ist dies absolut nachvollziehbar: "Die jungen Leute entscheiden sich für Dinge, die ihnen aktuell von Nutzen sind und nicht für etwas, von dem sie nicht wissen, ob es ihnen später tatsächlich hilfreich sein wird." Dabei gehe es nicht nur um den Konsum. Ihnen sei auch klar, "das Bildung am Arbeitsmarkt Vorteile bringt und das Armutsrisiko senkt".

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Der Wunsch, fürs Alter zusätzlich vorzusorgen, rückt so allerdings eher nach hinten. Nur knapp die Hälfte spart überhaupt für den Ruhestand, und nur 35 Prozent tun dies regelmäßig. 2010 traf dies noch auf 42 Prozent zu. Die Wissenschaftler führen dies vor allem darauf zurück, dass die Mehrzahl der jungen Menschen optimistischer als noch vor ein paar Jahren in die Zukunft schaut. 2016 gehen 72 Prozent von einer guten persönlichen Entwicklung aus. Die junge Generation sieht die Entwicklung Deutschlands zunehmend positiv. Nur noch jeder Vierte befürchtet, dass die Wirtschaft durch verschuldete Euro-Länder "voll und ganz" gefährdet ist. 2013 war dieser Wert noch deutlich höher.

Mehrheit ist für automatische Spielregeln

Beim Thema Altersvorsorge kommen den 17- bis 27-Jährigen jedoch große Zweifel. Obwohl mittlerweile 40 Prozent über den Betrieb zusätzlich vorsorgen, fühlen sich die allermeisten mit dem Thema Rente überfordert. Nur eine Minderheit traut sich zu, die Fördermodelle bei der Zusatzvorsorge erklären zu können. 91 Prozent wünschen sich mit dem Eintritt ins Berufsleben jährliche Informationen über die Rentenansprüche, und diese sollten, darauf pochen fast genauso viele, verständlicher sein. Auch hätten die jungen Menschen gern, dass der Staat sie bei der Altersvorsorge mehr an die Hand nimmt, so wie dies in anderen Ländern längst der Fall ist.

Die große Mehrheit befürwortet automatische Sparregeln wie eine Vorschrift, nach der jedem Arbeitnehmer vom Gehalt ein bestimmter Prozentsatz für die zusätzliche Vorsorge abgezogen wird, am besten mit einem Zuschuss des Arbeitgebers. "Es scheint so, als wünschen sich Jugendliche einen Automatismus, der ihnen eigenständige Entscheidungen zumindest teilweise abnimmt", sagte Traxler.

Der Geschäftsführer von Metallrente, Heribert Karch, warnte: Die junge Generation werde "immer mehr zur prekären Generation der Rentenpolitik". Die Bundesregierung müsse endlich etwas tun, um die Jungen vor Altersarmut zu schützen. So sieht es auch Hurrelmann: "Das System führt die jungen Leute an der Nase herum. Die Politik muss jetzt handeln. Sonst ist es für die junge Generation zu spät".

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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