René Obermann:Der König der Telekom

Seit 2006 führt René Obermann die Deutsche Telekom, er hat vieles bewegt, vor allem deshalb wird sein Vertrag verlängert - trotz der jüngsten Vorwürfe.

Caspar Dohmen

Im August wirkte René Obermann ziemlich entspannt. Routiniert präsentierte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom Quartalszahlen, und die sollten eine Besserung auf dem umkämpften Festnetzgeschäft im Heimatmarkt belegen. Anders als bei vielen anderen Pressekonferenzen der Vorjahre konnte Obermann diesmal mit den Journalisten vor allem über Geschäftliches reden. Keine Skandale wie die Spitzelaffäre um Journalisten, den Verkauf von Kundendaten oder Doping beim gesponserten Rennstall. Aber es dauerte nicht lange, nun gibt es wieder Schlagzeilen: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen bei der ungarischen Telekomtochter, auch gegen Obermann selbst.

Hauptversammlung Telekom

René Obermann - der Mann hat bei der Telekom eine Blitzkarriere hingelegt.

(Foto: dpa)

Obermann hatte eine Blitzkarriere bei der Telekom hinter sich, als der damalige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel ihn am 13. November 2006 zum Vorstandschef ernannte. Seitdem hat der smarte Konzernchef, der mit der ZDF-Journalistin Maybrit Illner liiert ist, viel bewegt. Deswegen will der Aufsichtsrat seinen Vertrag um fünf Jahre verlängern - trotz der laufenden Ermittlungen.

Obermann hatte 1998 bei der Telekom angeheuert. Zuvor war er einige Jahre lang mit einem eigenen Unternehmen erfolgreich. Zum ehemaligen Staatskonzern lockte ihn der damalige Vorstandschef Ron Sommer. Obermann startete bei der Mobilfunktochter im Vertrieb, stieg dann zu deren Chef auf. Knapp vier Jahre lenkt der 47-jährige nun den Konzern und diese Zeit hat er genutzt, um den Bonner Konzern umzubauen. Es war ein Härtetest für den "Bulldozer", wie der Spitzname Obermanns lautete. Die Schwierigkeiten waren und sind groß, Kundenschwund, Preisverfall, harter Wettbewerb und verkrustete Strukturen - damit kämpft die Telekom bis heute.

Obermann redete von Anfang an Tacheles und lenkte sein Augenmerk zunächst auf den Service, bei dem die Mängel offensichtlich waren. "Wir müssen den schwierigen Spagat zwischen seinem Sparkurs und einer Servicekultur hinbekommen", sagte er. Seitdem hat sich einiges verbessert, was der Manager gerne mit Umfragen belegt. Klagen unzufriedener Kunden gibt es gleichwohl noch.

Kurz nach seinem Antritt, im Sommer 2007, gab es bereits die erste Kraftprobe mit den Gewerkschaften. Obermann wollte rund 50.000 Mitarbeiter in Servicegesellschaften auslagern. Dort sollten sie länger für weniger Geld arbeiten. Die Gewerkschaften sahen dies als Kampfansage. Zehntausende Mitarbeiter protestierten mehrere Wochen lang. Vergeblich. Obermann setzte sich durch und baute weiter um. Er konzentrierte das Kerngeschäft im Privatkundenbereich auf die beiden Marken T-Home und T-Mobile, zuletzt vereinigte er das gesamte Deutschlandgeschäft unter einem Dach. Damit wurde das langjährige Nebeneinander von Festnetz- und Mobilfunkgeschäft beendet.

Und er führte umstrittene Neuerungen ein: Weil der Exodus im Festnetzgeschäft anhielt, schickte Obermann 2007 die Billigmarke Congstar ins Rennen. Trotz harscher Proteste aus Politik und Gewerkschaften wird er bis 2011 auch 30 Call-Center schließen.

Spektakuläre Zukäufe hat es dagegen in der Ära Obermann, anders als unter seinen Vorgängern, nicht gegeben. Nur in Griechenland hatte er den Mobilfunkanbieter OTE erworben, damit hat die Telekom nun in Südosteuropa eine starke Stellung. Anders als die Hauptkonkurrenten ist der Konzern nicht in Schwellenländern aktiv. Für die schwächelnde Mobilfunktochter in Großbritannien fand Obermann eine unkonventionelle Lösung, sie ging in einem Gemeinschaftsunternehmen mit der France Telekom auf. Die Talfahrt gestoppt wurde auch in den USA.

Obermann, der bei BMW Industriekaufmann gelernt hatte, gilt als unangefochtener König der Telekom. Um sich schart er Vertraute. So machte er 2009 Niek Jan van Damme zum Vorstand für das gesamte Deutschlandgeschäft. Guido Kerkhoff erhielt das Ressort Südosteuropa. Vorbei sind die Zeiten, als sich die Vorstände bei der Telekom heftig anfeindeten. Selbst Kritiker von Obermann räumen ein, dass es hier heute einen ganz anderen Zusammenhalt im Vorstand gebe, es ist Ruhe eingekehrt.

Selbst der Aktienkurs der lange gebeutelten T-Aktie hat sich unter Obermann etwas verbessert. Allerdings ist er immer noch weit von den Anfangsnotierungen entfernt. Daran dürfte auch Obermann so schnell nichts ändern können. Mit der Beschränkung auf das Geschäftliche ist es für Obermann zumindest erstmal wieder vorbei: Vorerst interessiert nun die Schmiergeldaffäre.

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