Renault:Mit dem Logan auf Wachstumskurs

Der Logan bringt Renault voran. Der französischer Hersteller wächst nur außerhalb Westeuropas - dank seines rumänischen Billigautos.

Michael Kuntz

Für den französischen Autohersteller Renault wird das Billigauto Logan immer wichtiger. Die in Deutschland ab 7200 Euro erhältliche Fahrzeug-Familie der rumänischen Tochterfirma Dacia ist mindestens doppelt so profitabel wie die Autos der Marke Renault.

Vor allem hat Carlos Ghosn, der Doppelchef von Renault und Nissan, mit dem Logan ein interessantes Angebot für die wachsenden Autonachfrage in Osteuropa, Asien und Südamerika.

Ghosn musste sich bei der Vorlage der Renault-Bilanz für 2007 in Paris schon fragen lassen, ob die Franzosen eigentlich nur noch mit kleinen Autos Geld verdienen können.

Neun neue Modelle

Ghosn reagierte mit dem Hinweis auf neun neue Modelle im laufenden Jahr, die der stagnierenden Kernmarke Renault zu profitablem Wachstum verhelfen sollen.

Derzeit aber liegt die durchschnittliche Umsatzrendite von Renault bei mageren 3,3 Prozent, im zweiten Halbjahr bei noch schwächeren 3,1 Prozent. Ghosn will sie 2008 auf 4,5 Prozent steigern. Sie ist damit immer noch weit entfernt von den sechs Prozent, die der Manager in seinem "Plan 2009" vor zwei Jahren vorgegeben hat und an denen er festhält.

Man müsse endlich mal mit dem in der Autoindustrie verbreiteten Vorurteil aufräumen, dass sich an Billigautos wenig verdienen lasse, verkündet Ghosn.

Mit dem Erfolg des Dacia Logan führte der einzige Vorstandsvorsitzende von zwei international bedeutenden Autokonzernen vor, dass sich das Branchengesetz außer Kraft setzen lässt, wonach sich mit großen Autos große Gewinne und mit kleinen Autos nur kleine Gewinne machen lassen.

Der Logan bringe in Europa 6,6 Rendite und in Deutschland sogar an die zehn Prozent.

Logan demnächst als Pickup

Den Logan gibt es demnächst auch als Pickup und Dacia kann gar nicht so viele Autos produzieren, wie Kunden kaufen wollen, obwohl die Kapazitäten kräftig erhöht wurden.

So kam die Fabrik in Tanger hinzu, die jährlich 50.000 Autos herstellen kann. In Indien wurde eine Kooperation bereits gestartet, die vor Weihnachten angekündigte Zusammenarbeit mit dem größten russischen Autohersteller Avtovaz soll in wenigen Wochen unterschriftsreif sein.

Mit dem Logan auf Wachstumskurs

Angeblich will Renault 25 Prozent des Kapitals erwerben. Ghosn träumte in Paris schon davon, wie sich so die Produktion um eine Million Einheiten steigern ließe und die Allianz Renault/Nissan sich an Ford vorbei auf den dritten Platz (hinter General Motors und Toyota) unter den weltgrößten Autoherstellern vorschieben könnte.

Vorsprung vor VW gewinnen

Vor allem könnte Renault so einen Vorsprung vor seinem Konkurrenten, dem europäischen Marktführer Volkswagen, gewinnen, der freilich selber ehrgeizige Wachstumspläne hegt.

Das Billigauto Logan wurde im vergangenen Jahr 368 000 mal verkauft, das ergab eine Steigerung von 48 Prozent. Es trägt damit zwar weniger als ein Fünftel zur Gesamtmenge der vom Renault-Konzern produzierten 2,484 Millionen Autos bei.

Doch das Wachstum stammt weitgehend von ihm. Während das klassische Geschäft in Europa um 5,6 Prozent schrumpfte, konnte Renault weltweit um 2,1 Prozent wachsen.

Abhängigkeit vom europäischen Markt verhindert

"Wir haben die Abhängigkeit vom europäischen Markt verringert", drückt Ghosn das aus. Der Mann, den seine erfolgreiche Sanierung von Nissan an die Doppelspitze brachte, fasst das so zusammen: "Der Logan bringt uns international voran, unsere Händler sind mit ihm zufrieden und zusätzlich können wir dann auch unsere anderen Autos in neuen Märkten anbieten und verkaufen."

Tatsächlich aber muss Ghosn aufpassen, dass seine Stamm-Marke nicht in die Bedeutungslosigkeit abdriftet. Da steuert er außer mit neuen Modellen auch mit einem Sparprogramm gegen, das bis 2009 jährlich 14 Prozent bringen soll, was ihm in Frankreich den Spitznamen "Le Cost-Killer" eingebracht hat.

Nachdem der Umsatz im vergangenen Jahr bei 40,68 Milliarden Euro nahezu stagnierte (plus 1,8 Prozent), verspricht Ghosn nun für 2008 ein sattes Wachstum von zehn Prozent.

Dividenden von Nissan und Volvo

Das Betriebsergebnis stieg zwar um 41,2 Prozent auf 1,238 Milliarden Euro. Es stammt allerdings komplett aus den Dividenden der verbundenen Unternehmen Nissan (1,675 Milliarden Euro) und Volvo (0,352 Milliarden Euro).

Nach dem Erfolg des Logan muß Ghosn nun auch die Marke Renault wieder auf die Spur setzen und die aktuellen Gewinnprobleme bei Nissan wegen schwacher Verkäufe in Nordamerika und Japan lösen.

Erst dann kann der schneidige brasilianisch-französische Industriemanager an seine Glanzzeiten bei Nissan anknüpfen, nach denen alle ihm sogar die Sanierung von General Motors oder Chrysler oder auch beiden gleichzeitig zugetraut haben.

Exklusive Partnerschaft mit Avtovaz

Sein aktueller Coup einer exklusiven Partnerschaft mit Avtovaz könnte den 53 Jahre alten Ghosn wieder zum weltweiten Star unter den Automanagern machen.

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