Rekorde:Reine Chemie

Rekorde: SZ-Grafik; Quelle: AT Kearney

SZ-Grafik; Quelle: AT Kearney

Fusionen und Übernahmen in der Industrie steuern auf einen neuen Rekord zu. Dazu tragen vor allem die großen Deals bei wie die geplante Übernahme von Monsanto durch Bayer.

Von Elisabeth Dostert

Fusionen und Übernahmen in der Chemie-Industrie steuern 2017 auf einen neuen Rekord zu. Das erwarten die Berater von A.T. Kearney. Transaktionen im Wert von 300 Milliarden Dollar sind bereits angekündigt. Dow und Dupont, Bayer und Monsanto, Chem China und Syngenta sowie Praxair und Linde machen rund drei Viertel des gesamten Wertes aus. Jede einzelne von ihnen übersteigt mit Werten zwischen 40 bis 70 Milliarden Dollar die größten Transaktionen der vergangen zehn Jahre um das Zwei- bis Dreifache.

Die angekündigten Transaktionen befinden sich in unterschiedlichen Stadien. Dupont und Dow haben ihre Fusion 2015 angekündigt, noch fehlt die Zustimmung der EU-Kommission (siehe Grafik). Dank der Ankündigungen stieg 2016 der gesamte Transaktionswert um gut zwei Drittel auf fast 400 Milliarden Dollar, heißt es in der jüngsten Branchenstudie. Die Übernahme von Airgas durch Air Liquide war mit einem Wert von 13,4 Milliarden Dollar die teuerste Übernahme, die im vergangenen Jahr schon abgeschlossen wurde.

Der Trend zur Konsolidierung werde von den Investoren getrieben, die "fokussierte Unternehmen" höher bewerteten, sagt A.T. Kearney-Experte Joachim von Hoyningen-Huene. Aber es gibt noch mehr Treiber. Einer sind die niedrigen Zinsen. Ein anderer die niedrigen Preise für Rohstoffe wie Öl und Gas. "Das bringt die einen in die Bredouille, weil die Verkaufspreise für ihre Produkte unmittelbar von den Rohstoffkosten abhängen, andere profitieren davon, weil die von ihnen eingesetzten Rohstoffe preiswerter sind." Ein weiterer Treiber sei China, sagt Hoyningen-Huene. Aufgrund der geringeren Wachstumsaussichten im Inland schauten sich chinesische Konzerne verstärkt im Ausland nach Zukäufen um, allen voran Chem China. Der Konzern bietet nicht nur für die Schweizer Firma Syngenta, sondern auch für den israelische Pflanzenschutz-Hersteller Adama.

Wer beim großen Spiel nicht zum Zuge kam, kann sich später bedienen. Um die Genehmigung der Kartellbehörden zu bekommen, müssen sich die Konzerne zum Teil von Geschäften trennen. Eine Neubewertung des kombinierten Portfolios nach Abschluss der Transaktion könne zu weiteren Abspaltungen führen, erwartet Hoyningen-Huene.

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