Wenn eine Aktie fünf Prozent verliert, ist das viel. Wenn sie 65 Prozent verliert, ist es ein Drama. Ein solcher Absturz signalisiert, dass ein Unternehmen in schweren Turbulenzen stecken dürfte. So ist es offensichtlich auch bei Thomas Cook.
Der Reisekonzern hatte erklärt, dass die Geschäfte in einigen Handelsbereichen zurückgegangen seien und es Probleme mit den Bargeldreserven gebe. Es gehe aber keinesfalls darum, dass die bestehenden Kredite nicht zurückgezahlt werden könnten.
Wie auch immer - der Konzern hat mit Blick auf die bevorstehende umsatzschwache Wintersaison Verhandlungen mit den wichtigsten Banken über seine Kreditlinien aufgenommen. Zugleich bittet Thomas Cook die Institute um weitere Nachverhandlungen über die erst vor einem Monat neu ausgehandelten Kredite. So will das Unternehmen seine "Widerstandsfähigkeit" verbessern, wenn sich das Umfeld weiter verschlechtert.
Mehrfach Prognosen gesenkt
Der Konzern befürchtet offenbar, die Kreditauflagen nicht mehr erfüllen zu können. Noch verstößt Thomas Cook eigenen Angaben zufolge aber noch nicht gegen die sogenannten Covenants. Darunter versteht man Bedingungen - wie ein bestimmtes operatives Gewinnniveau -, die der Schuldner erreichen muss.
Ist das nicht der Fall, haben die Banken das Recht, den Kredit sofort zu kündigen. Das Unternehmen, das eine Serie von Gewinnwarnungen hinter sich hat, strich die für Donnerstag geplante Veröffentlichung der Geschäftszahlen 2010/11 (per Ende September). Die Bilanz soll erst nach Abschluss der Verhandlungen mit den Banken vorgelegt werden. Thomas Cook gehe jedoch davon aus, dass der operative Gewinn im Rahmen der früheren Geschäftsprognosen liegen werde.
Das Unternehmen ist in Deutschland mit Marken wie Neckermann, Air Marin, Bucher und Öger Tours vertreten. Europas zweitgrößter Reisekonzern und Tui-Travel-Konkurrent hatte zuletzt mehrmals seine Prognosen senken müssen und dafür die Unruhen in Nordafrika und die schwierige Wirtschaftslage in Großbritannien verantwortlich gemacht.