Reinigungskette Fred Butler:Schmutzlöser im Franchise-System

Die Linde-Tochter Fred Butler verschärft den Wettbewerb unter den Reinigungsketten: Bis zu 400 neue Filialen sollen eröffnet werden, obwohl der Markt seit Jahren schrumpft.

Stefan Weber

"Hemd, handgebügelt 1,60Euro", wirbt die kleine Reinigung an der Friedrichstraße in Düsseldorf. Ein paar Ecken weiter wäscht ein Mitbewerber "Drei Teile für 7,99 Euro". Und an der nächsten Straße heißt es: "Polo-Hemd + Top 2,70 Euro".

Reinigungskette Fred Butler: Bitte waschen und bügeln: Linde will bis 2011 rund 50 Millionen Euro in den Aufbau von großen Textilreinigungsanlagen und Service-Shops investieren.

Bitte waschen und bügeln: Linde will bis 2011 rund 50 Millionen Euro in den Aufbau von großen Textilreinigungsanlagen und Service-Shops investieren.

(Foto: Foto: ddp)

Immer mehr geben auf

Der Wettbewerb in der deutschen Reinigungsbranche wird vornehmlich über den Preis ausgetragen. "Niemand kann ein Hemd für 1,60 Euro waschen, bügeln und dabei auch noch Geld verdienen", sagt Andreas Klensch, Geschäftsführer der Reinigungskette Fred Butler. Das Unternehmen ist eine Tochter des Linde-Konzerns und hat sich zum Ziel gesetzt, Deutschland mit einer Kette von bis zu 100 Großreinigungsanlagen und mehr als 400 Annahmestellen für Textilien zu überziehen.

Noch gibt es in dieser Branche keinen bundesweiten Anbieter. Stattdessen prägen kleine, meist in Familienbesitz befindliche Betriebe das Bild. Mehr als 90 Prozent der Firmen erwirtschaften einen Umsatz von weniger als 500.000 Euro. Und immer mehr geben auf - aus wirtschaftlichen Gründen oder weil sich kein Nachfolger findet. Der Deutsche Textilreinigungsverband (DTV) zählte Ende 2007 knapp 6500 Wäschereien und Textilreinigungen. Das waren 800 weniger als drei Jahre zuvor. Über die Zahl der Textilreinigungen kursieren nur Schätzungen. Branchenkenner vermuten, dass etwa 3300 Betriebe als Säuberer vornehmlich privater Wäsche tätig sind.

Und die Auslese wird nach Einschätzung des DTV weitergehen. Denn aufgrund pflegeleichter Textilien und verbesserter Waschmittel nutzen viele Verbraucher häufiger die eigene Waschmaschine, anstatt Kleidung zur Reinigung zu bringen. Im Durchschnitt lässt jeder Bundesbürger pro Jahr nur sechs Textilien professionell säubern. Entsprechend schlecht laufen die Geschäfte vieler Reinigungen. Der Branchenumsatz schrumpft seit Jahren, auf etwa 900 Millionen Euro im Jahr 2007.

Biologisch abbaubar

Fred-Butler-Chef Klensch, der zuvor mehrere Jahre bei der Fast-Food-Kette Burger King mitverantwortlich war für das Geschäft in Deutschland, ist dennoch davon überzeugt, dass sich in der Reinigungsbranche gute Renditen erzielen lassen. "Vorausgesetzt, man bietet eine Innovation", betont er. Damit glaubt der 43-Jährige aufwarten zu können: Anders als herkömmliche Reinigungen verwendet Fred Butler als Schmutzlöser weder Wasser, Wärme noch chemische Lösungsmittel, sondern ausschließlich biologisch abbaubare Reinigungssubstanzen sowie speziell aufbereitetes verflüssigtes Kohlendioxid.

Dieses Verfahren hatte Mitte der neunziger Jahre erstmals das amerikanische Unternehmen Hangers angewendet. Von Hangers erwarb der Industriegasespezialist Linde vor ein paar Jahren die Lizenz für Europa und die USA. Gemeinsam mit dem Elektrogerätehersteller Electrolux entwickelte Linde spezielle Waschmaschinen für die Textilreinigung mit Kohlendioxid. In Schweden, Dänemark und den Niederlanden ist Fred Butler bereits am Markt.

Seit kurzem will die Linde-Tochter per Franchisesystem auch in Deutschland Fuß fassen. "Wir werden dieses Geschäftsmodell konsequent weiterentwickeln und bis 2011 etwa 50 MillionenEuro in den Aufbau von großen Textilreinigungsanlagen und Service-Shops investieren", so Linde-Chef Wolfgang Reitzle. Klensch strebt in Deutschland mittelfristig einen Marktanteil von "mindestens 15 Prozent" an. Bei der Standortwahl ist Fred Butler, deren Firmenlogo ein Pinguin in Livree ist, wählerisch.

Einen Großteil ihres Geschäfts erhofft sich die Firma von gewerblichen Kunden, also Firmen, die die Kleidung ihrer Mitarbeiter reinigen lassen. In mehr als 90 großen Unternehmen hat Fred Butler zudem bereits sogenannte Office-Boxen aufgestellt. Dort können die Mitarbeiter Textilien abgeben und gereinigt wieder in Empfang nehmen. Für 1,60 Euro pro Hemd wie in der Reinigung an der Ecke lässt sich das aber nicht machen; Fred Butler berechnet für Waschen, Bügeln und Bring-Service mehr als vier Euro. Anders als die meisten Mitbewerber will Klensch auch nicht über den Preis konkurrieren. "Unsere Trümpfe sind vor allem Umweltfreundlichkeit und eine schonende Behandlung der Textilien." Nach einer Probephase mit den konzerneigenen Reinigungsanlagen in Frankfurt, München und Nürnberg sowie 15 Läden will Fred Butler nun über Franchisepartner expandieren.

Für eine Wäsche-Annahmestelle wird eine Investition von 20000 Euro fällig. Wer aber bei der Linde-Tochter groß einsteigen will und eine Reinigungsanlage mit großen Waschmaschinen und mehreren Mitarbeitern betreiben möchte, muss zwei Millionen Euro auf den Tisch legen. Interessenten gibt es bereits. "Meist sind dies Manager, die mit einer hohen Abfindung ausgeschieden sind und nun ein neues Betätigungsfeld suchen", sagt Klensch.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: