Regulierer greift durch:Strom und Gas sollen billiger werden

Die Bundesnetzagentur kämpft weiter für niedrigere Energiepreise. Mit E.ON knöpfte sie sich nach RWE, Vattenfall und EnBW den nächsten Großversorger vor und verdonnerte ihn zu niedrigeren Durchleitungsgebühren für Strom und Gas.

Die Bundesnetzagentur hat im Kampf um niedrigere Strom- und Gaspreise weitere Beschlüsse gegen überhöhte Netzgebühren getroffen.

Regulierer greift durch: Strom und Gas: Der Endkunde soll entlastet werden.

Strom und Gas: Der Endkunde soll entlastet werden.

(Foto: Fotos: dpa)

Sie kürzte dem Betreiber E.ON Netz GmbH die beantragten Netzkosten für seine Stromübertragungsleitungen in mehreren Bundesländern um rund 16 Prozent, wie der Präsident der Netzagentur, Matthias Kurth, am Mittwoch in Bonn mitteilte.

Die E.ON-Tochter kündigte an, sich der Entscheidung zu beugen und die Netzentgelte gegenüber den derzeitigen Tarifen um rund 9 Prozent zu senken. Bei Gasnetzen erteilte die Netzagentur die ersten Genehmigungen mit gekürzten Entgelten an zwei E.ON-Töchter.

Auch RWE betroffen

Auch der Strom-Weiterverteiler RWE Westfalen-Weser-Ems Verteilnetz GmbH (zweitgrößter Verteilernetzbetreiber in Nordrhein-Westfalen) kann nach Anordnung der Netzagentur nur um rund 10 Prozent niedrigere Durchleitungsgebühren für Strom verlangen als beantragt.

Das Unternehmen rechnet mit Umsatzrückgängen im zweistelligen Millionenbereich. Bescheide für weitere 20 größere Stromnetzbetreiber stehen laut Kurth vor dem Abschluss.

Ungeachtet sämtlicher Entscheidungen für niedrigere Netzgebühren müssen sich die Verbraucher vielerorts auf neue Strompreiserhöhungen zum 1. Januar 2007 einstellen, für die zahlreiche Versorger bereits entsprechende Anträge bei den Länderregierungen eingereicht haben.

Erstmalige Kontrolle

Die Netzagentur kontrolliert die Netzkosten zum ersten Mal und bewertet vor allem das Anlagevermögen.

Strom und Gas sollen billiger werden

Niedrigere Netzentgelte hätten auch für den Endkunden eine "signifikante" Auswirkung auf den Strompreis, sagte Kurth. Das Netzentgelt fließe zu mehr als einem Drittel in den Endpreis ein, während die Bezugskosten nur knapp ein Viertel ausmachten. Die Versorger argumentieren bei Preiserhöhungen oft mit erhöhten Bezugskosten.

Die Netzagentur hatte zuvor bereits den Stromriesen RWE, EnBW, Vattenfall Europe sowie dem Regionalversorger Thüringer Energie (TEN) deutliche Abschläge (zwischen 8 und 18 Prozent) bei den beantragten Strom-Netzgebühren verordnet.

Prüfung abgeschlossen

Mit dem Beschluss für die E.ON-Tochter (wirksam zum 1. September) hat die Behörde nun die Prüfung aller vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (Überlandleitungen) abgeschlossen. Durch deren niedrigere Entgelte sollen über die nachgelagerten Verteilernetzbetreiber die Endkunden entlastet werden.

Bei Gas wurden der E.ON Thüringer Energie AG 9,5 Prozent der beantragten Netzkosten nicht anerkannt. Bei E.ON Mitte AG wurden 11 Prozent der geltend gemachten Netzkosten nicht akzeptiert.

Die E.ON Thüringer Energie beliefert etwas 110.000 Haushalts- und Gewerbekunden. E.ON Mitte versorgt rund 95.000 Endverbraucher in Hessen, Niedersachsen und Thüringen.

Die Netzentgelte bei Gas machen nach Angaben von Kurth etwa 20 Prozent des Endpreises für den Haushaltskunden aus. "Sinkende Netzentgelte wirken sich unmittelbar auf den Gaspreis aus", sagte Kurth.

Gegeneffekte möglich

Allerdings könnten gegenläufige Entwicklungen wie höhere Bezugspreise den Absenkungseffekt wieder kompensieren. Dies sei aber von der Netzagentur nicht kontrollier- und beeinflussbar.

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