Regierung in Nikosia unter Druck:Deutsche Politiker lehnen Vorschläge aus Zypern ab

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Die Zeit wird knapp. Die zyprische Regierung sucht nach Lösungen, um das Land vor der Pleite zu bewahren. Die Ideen aus Nikosia begeistern deutsche Politiker jedoch wenig, eine Zustimmung im Bundestag ist fraglich.

Unter wachsendem Zeitdruck berät Zypern über einen Rettungsplan, es bleiben nur noch wenige Stunden bis zur womöglichen Zahlungsunfähigkeit des Landes. Doch die jüngsten Vorschläge aus Nikosia stoßen in Deutschland parteiübergreifend auf Ablehnung.

Der Finanzobmann der CDU/CSU-Fraktion im Bundestagsfinanzausschuss, Hans Michelbach, sieht immer weniger Chancen, einen Staatsbankrott zu verhindern. "Auch die neuen Beschlüsse sind bestenfalls eine Mischung aus kreativer Buchführung und Scheinlösungen", sagte der Politiker am Samstag in Berlin.

Jürgen Trittin lehnte die jüngsten Vorschläge aus Zypern ab. Diesen Plänen könnten die Grünen im Bundestag nicht zustimmen, sagte der Grünen-Fraktionschef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Wenn die Regierung in Zypern den Telekom-Angestellten des Landes an die Rente gehen will, um das Vermögen russischer Oligarchen zu retten, dann können wir das nur ablehnen."

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sprach sich dafür aus, dass auf Zypern "große Vermögen über hunderttausend Euro einmalig belastet werden können, die vorher jahrelang von Steuerdumping und hohen Zinsen profitiert haben". Kleinere Sparguthaben müssten aber tabu sein, sagte Steinmeier den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen - das darf nicht die Lösung sein."

"Die Russen müssen helfen"

Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), forderte einen umfassenden Eigenbeitrag Zyperns unter Beteiligung der dortigen Anleger. "Wenn Zypern die Kleinanleger verschont, darf es auch nicht die Pensionen seiner Bürger verpfänden. Wir werden das nicht akzeptieren", sagte er der Berliner B.Z. am Sonntag. "Es fließt nur Geld, wenn Zypern die Voraussetzungen dafür schafft, dass es seine Schulden bezahlen kann."

Auch der Unions-Wirtschaftsflügel verlangt einen nachvollziehbaren Plan für eine Schuldentragfähigkeit. "Wenn die Verantwortlichen jetzt die Idee verfolgen, die Rentenfonds der 'Normalbürger' als Anleihe zu verkaufen, zeigt dies, auf welche abenteuerlichen Ideen das vom Bankrott bedrohte Land gekommen ist", sagte der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Fraktion, Christian von Stetten.

Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) hat Moskau aufgefordert, sich an der Zypern-Rettung finanziell zu beteiligen. "Die Russen müssen helfen. Denn es geht in Zypern auch um russische Gelder. Dafür können nicht deutsche Steuerzahler haften", sagte Söder der Bild am Sonntag.

© Süddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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