Reden wir über Geld:Theodor Bergmann, 100 Jahre alt, Kommunist

Reden wir über Geld: "Pläne sind gut, aber man muss sie ein bisschen locker machen", sagt Theodor Bergmann.

"Pläne sind gut, aber man muss sie ein bisschen locker machen", sagt Theodor Bergmann.

(Foto: Sven Cichowicz)

Als Jugendlicher floh er vor den Nazis. In Israel schlug er sich als Tagelöhner durch. Eines hat für Theodor Bergmann nie aufgehört: der Traum von einer gerechteren Gesellschaft.

Von Franziska Augstein

Im Wohnzimmer von Theodor Bergmann stehen vor Bücherregalen ein Tisch und ein Stuhl, ein Sofa, ein Sofatisch und ein Bett. Verwundert konstatiert man die Abwesenheit eines Computers oder eines Faxgeräts. Bergmanns verschmitzter Kommentar: "Ich habe auch keinen Fernseher, keine Waschmaschine und kein Auto. Ich bin ein ganz reaktionärer Mensch." Vor allem auch ein weitgereister, sehr erfahrener, wie das Gespräch mit ihm zeigt.

Der Agrarwissenschaftler Bergmann ist 100 Jahre alt. Schon als Teenager schloss er sich den Kommunisten an. Zwei Tage nach der Machtergreifung Hitlers 1933 musste er aus Deutschland fliehen. Seither zog er als Globetrotter durch die Welt: mal mit der Hacke in der Hand, mal mit einem Buch. Deutschland, die Heimat seiner verstorbenen Frau Maria, ist seit dem Zweiten Weltkrieg dennoch sein Hauptwohnsitz. Seinen Kommunismus hat er sich bewahrt, doch er legt Wert darauf, dass er den Stalinismus verabscheut. Heute setzt er auf die Linkspartei.

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erzählt er, wie er sich nach der Flucht vor den Nationalsozialisten in Israel als Tagelöhner durchschlug: "Der Grundlohn war zwanzig Piaster pro Tag. Das war nicht viel." Als er nach dem Zweiten Weltkrieg in Hannover arbeitete, erlebte er erneut Antisemitismus und Ausgrenzung - "aber Jammern hat keinen Sinn. Man muss sich wehren." Bergmann setzt sich immer noch mit der Frage nach einer gerechteren Gesellschaft auseinander: "Ich glaube, der Kapitalismus ist so schlecht, dass wir eine andere Gesellschaft brauchen."

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