Süddeutsche Zeitung

Reden wir über Geld mit Peter Wohlleben:Der Mann, der die Bäume versteht

Peter Wohlleben ist der bekannteste Baumexperte Deutschlands. In seiner Waldakademie lehrt er, wie umweltbewusstes Leben geht - und wie Bäume auf die Toilette gehen.

Von Lea Hampel und Angelika Slavik

Als er ein Kind war, wollte Peter Wohlleben "Waldhüter" werden. Um auf die Bäume aufzupassen und den Wald zu beschützen, wie er sagt. Doch als er erfuhr, dass das keine geschützte Berufsbezeichnung ist, entschied er sich, Förster zu werden. Das kam seinem Traum am nächsten. Heute ist Wohlleben der bekannteste Baumexperte Deutschlands. Mit Büchern wie "Das geheime Leben der Bäume" steht er ständig auf den Bestseller-Listen. Dabei hätte er überhaupt nicht mit dem Schreiben angefangen, wenn es nach ihm gegangen wäre.

Dass der Fast-Promi-Status noch immer nicht sein Ding ist, ist ihm anzusehen: Die Lobby des edlen Hamburger Grand Elysée Hotel betritt er im Karohemd und mit bequemen Schuhen. Der fast zwei Meter große Mann fällt auf zwischen den Herren mit Manschettenknöpfen und Damen in roséfarbenen Blazern, die geschäftig über den edlen Steinboden huschen. Wohlleben ist nur hier, weil der Sender, bei dem er am Abend in einer Talkshow sitzt, ihn in dem Hotel einquartiert hat - der Autor ist amüsiert, aber freut sich, vor allem, weil es in Luxushotels Badewannen gibt: "Ich lege mich da nachmittags so gern rein und schlafe."

Auch Bäume müssen mal auf die Toilette, weiß Wohlleben

Es ist schwer vorstellbar, dass er hier im Luxus angekommen ist, indem er Menschen erklärt hat, wie Bäume auf Toilette gehen ("Die drücken ihre überflüssige Stoffe in die Blätter, bevor sie abgeworfen werden. Interessant, oder?"). Seine emotionale Sprache in Sachen Natur ist unter Experten umstritten, er selbst ist überzeugt: Umweltschutz sollte über einen einfachen Zugang vermittelt werden.

Er versucht das vor allem über Bücher und durch Kurse in seiner Waldakademie, wo er Kinder auch mal in Blätter beißen lässt, um Baumarten auseinanderzuhalten. Den erhobenen moralischen Zeigefinger versucht er zu vermeiden, wo er nur kann. "Wenn Sie heute Ihren CO₂-Ausstoß um die Hälfte reduzieren wollten, müssten Sie sich wahrscheinlich wirklich ziemlich stressen. Und dann würden Sie sagen: Da habe ich keine Lust mehr. Und am Ende bleibt nur ein schlechtes Gewissen, das macht das Leben nicht besser."

Im eigenen Alltag gibt er sich etwas mehr Mühe: Er hat eine Pellets-Heizung, will sich bald ein Elektroauto kaufen und baut selbst Gemüse an. Letzteres lohne sich wirtschaftlich überhaupt nicht, wenn man die Energie bedenke, die man da reinstecken müsse. "Aber es ist jedes Mal spannend, wie viel man überhaupt durchbringt. Ob nicht die Mäuse die Hälfte wegfressen oder einem alles wegfault", sagt er

Was sich mit einem Baum so verdienen lässt, wie Wohlleben im vermeintlich angenehmen Beruf Förster einen Burn-out erlitt und warum er es schwierig fände, von allen Menschen zu fordern, dass sie Bio-Lebensmittel kaufen, lesen Sie im Interview.

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