Wie ein verschwenderischer Mensch sieht der Schauspieler Christian Ulmen wirklich nicht aus. Gerade mal 48 Euro kostet das Outfit, mit dem er zum Gespräch erscheint. Die Hose, das Hemd, die Mütze - hat er alles vom Filmset mitgenommen. Weniger sparsam ist er bei Alltagsgegenständen. Ulmen sagt: "Ich repariere nicht, sondern schmeiße immer alles gleich weg und kaufe neue."
Ob das sein Ernst ist? Schwer zu sagen. Ulmen beherrscht das Spiel mit der Ironie meisterhaft. Man weiß bei ihm nie so genau, wer da eigentlich vor einem sitzt: der durchgeknallte Seriendarsteller? Der erfolgreiche Unternehmer? Oder der Privatmann Ulmen, der mit seiner Familie in Potsdam lebt?
Schauspieler, weil es in dem Beruf fast keine Regeln gibt
An diesem Vormittag in einem Berliner Hotel ist es nicht anders. Ulmen reicht kurz die Hand und fängt sofort mit rasender Geschwindigkeit an, zu erzählen. Dass es zu Hause Stress gibt, weil er immer in der Business Class in den Urlaub fliegen will. Und wie er mal versucht hat, mit dem Hopping zwischen Tagesgeldkonten den großen Gewinn zu machen. Für Aktien sei er jedenfalls immer viel zu ängstlich gewesen.
Richtig verärgert wird er, wenn man ihn fragt, ob er und seine Schauspielerkollegen es mit den ganzen Werbeauftritten nicht ein wenig übertreiben. Er wolle sich auch als Schauspier nicht rechtfertigen müssen, wenn er sein Haus abbezahlen wolle, sagt Ulmen. Schauspieler sei er überhaupt nur geworden, weil es in dem Beruf fast keine Regeln gebe: "Ich kann morgen meinen nackten Poschi vor der B.Z.-Kamera wiegen oder auch nicht, oder ich gehe auf Tour und lese aus Sibylle Berg oder nehme einen Podcast auf oder mache zwischendurch Werbung." Die Freiheit wolle er sich nicht nehmen lassen.
Anders als in seinen Anfangszeiten beim Musiksender MTV kann er Kritik inzwischen ganz gut ausblenden - solange sie von außen an ihn herangetragen wird. Sein größtes Ziel: emotional unabhängig werden. Er hat deshalb mit dem Meditieren angefangen. Und deshalb stört es ihn auch nicht, wenn ihn manche wegen seiner Fernsehauftritte für einen Sexisten halten. Ulmen sagt: "Es gibt keinen Grund, vorsichtiger zu werden."