Reden wir über Geld mit Catherine Poulain:"Eine Frau an Bord, das ist eine Provokation"

French writer Catherine Poulain poses during the presentation of the Spanish edition of her book Le

Ein Teil von ihr sehnt sich zurück an den Ort, von dem sie in ihrem Buch schreibt: Catherine Poulain.

(Foto: imago/Agencia EFE)

Mit 33 heuerte Catherine Poulain auf einem Fischtrawler in Alaska an, als einzige Frau. Sie war auf der Suche nach der Wahrheit und nach ihrem Leben - und fand doch viel mehr.

Von Alexander Hagelüken

Da sitzt sie in einer Hotellobby während der Frankfurter Buchmesse und wirkt in all dem Gebrause fehl am Platz. Catherine Poulain, klein, leise, hat einen Roman über eine Frau geschrieben, die jahrelang in der Männerwelt von Alaska auf Fischfang ging. Es ist ihre eigene Geschichte. Sie war 33, als sie 1993 auf einem Fischtrawler im eiskalten Beringmeer anheuerte, ohne jede Erfahrung.

Warum sie das tat? "Es ging ums Überleben", sagt Poulain. "Ich wollte mein Leben finden. Vorher hatte ich nur ein halbes Leben. Nach Alaska zu gehen, war eine Herausforderung. Vielleicht würde ich etwas gewinnen. Vielleicht alles verlieren."

"Ich ging nach Indien, um die Wahrheit zu finden"

Schon früher in ihrem Leben habe sie verrückte Entscheidungen getroffen, sagt die 56-Jährige. Als kleines Mädchen sei sie auf elektrische Leitungen geklettert. Mit 18 machte sie, Tochter eines Priesters, eine Schreinerlehre, anstatt zu studieren. Und haute alsbald ins Ausland ab. "Ich ging nach Indien, um die Wahrheit zu finden. Ich war eine Blume, die auf der Oberfläche trieb, und wollte in die Tiefe des Lebens. Aber ich war noch ein glückliches dummes kleines Mädchen."

Dann beginnt sie, von der Zeit auf den Schiffen vor Alaska zu erzählen, die sie in ihrem Roman "Die Seefahrerin" verarbeitet hat, der gerade auf Deutsch herauskommt. "Die Trawler, das ist die mythische Männerwelt, da wollen die keine Frauen haben. Eine Frau an Bord, das ist eine Provokation." Das sagt ein Seemann in dem Roman. Und Poulain bestätigt, dass sie an Bord nicht gerade erwünscht war. Wie die Heldin ihres Romans verliert sie am ersten Tag auf See ihren Schlafplatz in der Koje. Ein Matrose schmeißt einfach ihre Sachen auf den Boden. "Ich schlief auf dem nassen, schmutzigen Boden. Ich fühlte mich völlig allein. Gleichzeitig dachte ich, jetzt geht es los. Du musst zeigen, dass Du das kannst." Es ist einer der gefährlichsten Jobs der Welt.

"Während der Fangsaison der Königskrabbe war die Arbeit so hart, dass der Kapitän die Kokslinien persönlich legte, um die Jungs wieder an Deck zu kriegen", heißt es im Roman. Aber wie war das wirklich? "Ich habe das nur einmal probiert", sagt sie, "nie wieder. Es ist eine Gefahr. Die Besatzung erlebt auf See so viele Adrenalinkicks, dass sie an Land Ersatz sucht. Man muss sehr aufpassen." Sie kannte eine Holländerin, blond, groß, die Männer hatten Angst vor ihr. Die brachte das Kokain um.

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