Süddeutsche Zeitung

Reden wir über Geld mit Captain Sensible:"Ich war Kloputzer"

Captain Sensible alias Raymond Ian Burns nahm mit der Band "The Damned" die erste Punk-Single aller Zeiten auf. Warum er trotzdem nicht reich wurde - und später all sein Geld verschwendete.

Von Thomas Fromm

Die Couch neben dem Kühlschrank eines englischen Tour-Busses ist kein schlechter Ort, um über die Frühgeschichte des Punk zu sprechen. Captain Sensible, der eigentlich Raymond Ian Burns heißt, erzählt bei einer Dose Bier, wie seine Band "The Damned" 1976 die erste Punk-Single überhaupt aufnahm - noch vor den Sex Pistols. Die Platte hieß "New Rose", reich wurden die Punks der ersten Stunde damit aber nicht.

Aber wollte man das wirklich? Reich sein, vielleicht dann irgendwo zu Hause in England herumsitzen und sich langweilen? So sitzt der 64-Jährige nun in kurzen Hosen und grauen Wollsocken im ersten Stock seines Busses in einem Münchner Hinterhof und wartet auf den nächsten Auftritt in einem kleinen Live-Club. Und ist zufrieden mit sich und der Welt. "Ich war Kloputzer, bevor ich bei The Damned eingestiegen war", sagt er. "Ich bin kein Millionär geworden, aber ich musste nicht mehr zurück in diesen furchtbaren Job. In diesem Sinne bin ich erfolgreich gewesen."

Einmal hatte er sogar einen echten Solo-Hit. Der hieß "Wot", lief auf allen Kanälen und Burns verdiente richtig gut damit. Heute sagt er: "Ich habe kein Haus gekauft, und auch kein Auto. Ich kann heute nichts vorweisen aus jener Zeit, absolut nichts. Ich habe das Geld einfach verschwendet."

"The Damned" sind immer noch laut, aber sie sind ruhiger geworden in all den Jahren. Einer ihrer frühen Songs hieß "Smash it up" - "Mach es kaputt". Ein Motto, an das sie sich stets konsequent hielten, indem sie Hotelzimmer zerschlugen und Bühnen auseinandernahmen. "Wir haben damals echt viel zertrümmert", sagt Burns. "Aber wenn man jung und naiv ist, stellt man sich nicht die Frage, wer für das alles bezahlt."

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