Reden wir über Geld:"Ich bin der Hartz-IV-Löwe"

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Stand vor einigen Jahren noch kurz vor der Privatinsolvenz: Investor und Multimillionär Frank Thelen. (Foto: picture alliance / Caroline Seid)

Vor einigen Jahren stand Investor Frank Thelen kurz vor der Insolvenz. Heute ist er Multimillionär - und weiß, was ein erfolgreiches Start-up ausmacht.

Von Elisabeth Dostert und Dieter Sürig

Frank Thelen empfängt in seiner Firmenzentrale in Bonn. An der Wand über dem Sideboard lehnt ein Porträtfoto von Steve Jobs. Thelen, 42, bewundert den verstorbenen Apple-Chef, obwohl er ihn nie kennengelernt hat. Bei Amazon-Gründer Jeff Bezos war er schon zu Besuch, genau wie bei Tesla-Chef Elon Musk. Seit er als Investor in der Gründershow "Höhle der Löwen" mitmacht, ist Thelen selbst eine Berühmtheit, zumindest sagt er das über sich selbst.

Dass es auch einen anderen Frank Thelen gibt, verdanke er seiner Frau Nathalie. Es sei für ihn nicht ganz leicht gewesen, eine Partnerin zu finden. "Ich war und bin kein einfacher Mensch." Seine Frau erde ihn - und ab und an sei das auch nötig: "Im Büro klatscht doch jeder, wenn ich reinkomme. Zu Hause bin ich der ganz normale Frank, der die Betten macht und den Müll rausbringt."

Als die beiden sich Anfang der 2000er kennenlernten, stand Thelen kurz vor der Privatinsolvenz. Das erste gemeinsame Haus sei so finanziert gewesen, dass es seine Frau aus ihrem Einkommen als Ärztin hätte allein bezahlen können. Millionär wurde Thelen erst 2008, nachdem er seine Online-Plattform für digitale Fotobücher an Fujifilm verkauft hatte. Der Deal wurde in Tokio begossen, kredenzt wurde Wal-Sperma. Doch Thelen rührte es nicht an. "Ich bin schon offen für andere Kulturen. Aber ich bin leider auch ein Spießer."

Im Vergleich zu Carsten Maschmeyer sei er ein armer Schlucker

Als Investor hat Thelen sehr jung sehr viel Geld verdient. "Ich wollte Firmen bauen; tun und machen. Die Welt gehörte mir." Heute hebe er nicht mehr so leicht ab, obwohl die Dinge wieder gut laufen. Im Vergleich zu "Höhle der Löwen"-Juror Carsten Maschmeyer, Milliardär, sei er ein armer Schlucker. "Ich bin der Hartz-IV-Löwe", sagt Thelen, "ich bin Multimillionär."

Über die Beteiligungsgesellschaft Freigeist Capital investieren er und seine Mitgründer in Start-ups. Das Geld, das Freigeist einnehme, fließe aber direkt wieder in neue Projekte - in der Hoffnung, den nächsten Weltmarktführer zu entdecken. In Deutschland fehle es an Privatpersonen, die große Schecks schreiben. "Das ist eines der Hauptprobleme, warum Europa technologisch abgehängt wird", sagt Thelen. "Wenn in den USA jemand eine tolle Idee hat, dann investiert ein Google- oder Facebook-Gründer zehn Millionen Dollar. Solche Investoren fehlen in Deutschland."

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