Der gelbe Sack gehört zu den wunderlichsten Phänomenen der Republik. Viele Bürger entwickeln eigentümliche Verhaltensweisen, um ihn korrekt zu füllen. Manche waschen ihren Müll ab, andere sortieren ihn bereits vor und wieder andere glauben, sie könnten darin auch elegant ihre alten Sonnenschirmständer entsorgen. Im Folgenden ein Blick auf einige besonders populäre Irrtümer:
Den gelben Sack? Den gibt es doch gar nicht mehr
Dieser Satz kann eigentlich nur von einem Münchner kommen. In der bayerischen Landeshauptstadt gibt es lediglich Wertstoffcontainer. Ansonsten wird mit wenigen Ausnahmen fast überall in Deutschland der gelbe Sack oder eine gelbe Tonne abgeholt. Für welche der beiden Alternativen sich die Entsorgungsbetriebe entscheiden, hat oft praktische Gründe. In verwinkelten Altstädten etwa ist es einfacher, den gelben Sack für die Sammlung von Verpackungen zu verwenden als die sperrigeren Tonnen.
Mehr als 45 Millionen Tonnen Haushaltsmüll wandern in Deutschland jedes Jahr in die Tonne. Zwar wird ein Teil davon recycelt, die Statistik aber zeigt: Der Müll in Deutschland wird nicht weniger, im Gegenteil: Wir schmeißen immer mehr weg. Ist das ein Problem? Alle Texte zum Thema finden Sie hier.
Um die Entsorgung des gelben Sacks kümmert sich der Staat
Nein, der gelbe Sack wird von der Privatwirtschaft finanziert und ist Teil des sogenannten "dualen Systems". Es ergänzt die öffentlich-rechtliche Abfallentsorgung. Industrie und Handel zahlen innerhalb dieses Systems Lizenzgebühren für die Verwendung von Verpackungen an eins von insgesamt zehn Unternehmen. Das wohl bekannteste von ihnen ist Der Grüne Punkt, weitere heißen Belland-Vision, Veolia, Zentek, Landbell oder Interseroh. Mit den Einnahmen aus den Lizenzen finanzieren die Firmen die Entsorgung und das Recycling der Verpackungen. Um den normalen Hausmüll kümmern sich hingegen Stadt und Gemeinden.
Nur Produkte mit einem Grünen Punkt dürfen in den gelben Sack
Nein, die Regel ist: Alles, was im Laden an Verpackungen über die Theke geht, darf in den gelben Sack. Der Grüner-Punkt-Mythos stammt noch aus den Neunzigerjahren: Damals wurden die Wirtschaft dazu verpflichtet, ihren Verpackungsmüll zurückzunehmen. Das Unternehmen Der Grüne Punkt war das erste, das die Verpackungen für sie sammelte. Da die Unternehmen ihn alternativ aber auch selbst zurücknehmen konnten, durfte zwischenzeitlich nur in den gelben Sack, was einen Grünen Punkt trug. Erst seit 2009 sind alle Firmen verpflichtet, sich am dualen System zu beteiligen.
Ich kann auch alte Zahnbürsten in den gelben Sack werfen, die sind ja ebenfalls aus Plastik
Beim gelben Sack geht es nicht darum, möglichst viel vom Hausmüll zu recyceln. Es geht allein um die Entsorgung von Verpackungen. Nur dafür zahlt die Wirtschaft, nicht aber für das Recycling der Zahnbürste, also des Produkts selbst. Es gibt allerdings Ausnahmen: In einzelnen Kommunen dürfen auch "stoffgleiche Nichtverpackungen" in die gelben Behältnisse eingeworfen werden - somit auch die Plastikzahnbürste. Die Kosten trägt in dem Fall aber nicht das duale System, sondern die jeweilige Kommune. Solche Ausnahmen sind auf den gelben Behältnissen vermerkt.
Wenn Verpackungen in den gelben Sack dürfen, kann ich ja auch Papier und Glas dort einwerfen
Für Papier und Glas gibt es separate Abfallkreisläufe, darum gehören diese Stoffe nicht in den gelben Sack. Unklar ist mitunter der Umgang mit Papier, da es unterschiedlich beschichtet sein kann. Der Tipp der Entsorgungsbranche lautet: Alles, was sich an Papier gut zerreißen lässt, gehört ins Altpapier. Ansonsten darf es in den gelben Sack.
Was in den gelben Sack kommt, muss zu Hause vorgereinigt werden
Das würde zu viel Energie und Wasser kosten. Der Müll wird bei der Aufbereitung ohnehin gewaschen. Es reicht, wenn Verpackungen wie etwa Joghurtbecher "löffelrein" sind. Heißt: Sie sollen nicht halbvoll im Sack oder Container landen.