Antrag auf Haftbefehl:Neuer Wirbel um Middelhoff

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Der ehemalige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff am Freitag im Gerichtssal in Essen - erst Taschenpfändung, jetzt Haftbefehl. (Foto: dpa)

Gegen den früheren Arcandor-Chef wurde Haftbefehl beantragt, doch Middelhoff gibt sich ganz gelassen. Ins Gefängnis muss er wohl nicht.

Von Klaus Ott, München

Thomas Middelhoff, früher Vorstandschef der Kaufhaus-Kette Arcandor und des Medienkonzerns Bertelsmann, ist Ärger gewohnt. Gläubiger, die ihm nachstellen; ein Untreue-Prozess in Essen und auch sonst jede Menge Streit. Doch was dieser Tage geschieht, ist selbst für den einstigen Top-Manager neu. Eine Gerichtsvollzieherin versuchte es erst mit einer Taschenpfändung bei Middelhoff. Anschließend folgte sogar noch ein Antrag auf Erlass eines Haftbefehls. Muss der Ex-Konzern-Boss jetzt sogar ins Gefängnis?

Nein, erst einmal nicht. Auslöser für den Haftantrag ist eine Forderung über 3,4 Millionen Euro, die der Insolvenzverwalter von Arcandor geltend macht. Die Kaufhaus-Kette war nach Middelhoffs Ausscheiden pleite gegangen. Für den geforderten Millionenbetrag hat am Freitag eine Tochtergesellschaft der Allianz-Versicherung ein Zahlungsversprechen abgegeben, wie Anwälte von Middelhoff und der Allianz erklärten. Diese Zusage bedeutet, dass die Versicherung für das Geld garantiert, sollte Middelhoff am Ende zur Zahlung verurteilt werden. Der Fall liegt beim Oberlandesgericht Hamm, das sich wohl im Herbst damit befassen wird. Für den Arcandor-Vorstand war eine Manager-Haftpflichtversicherung bei der Allianz abgeschlossen worden.

Um den Druck zu erhöhen, soll der Insolvenzverwalter von Arcandor zwischenzeitlich alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Dazu gehörte dann eben auch, dass eine Gerichtsvollzieherin den Haftbefehl beantragte, um Middelhoff zur Abgaben einer Vermögenserklärung zu zwingen, auch Offenbarungseid genannt. Der Offenbarungseid dürfte nun hinfällig sein. Nach Angaben von Middelhoffs Anwalt verpflichtete sich der Insolvenzverwalter auf die Zusage der Versicherung hin, die Vollstreckungsaufträge zurückzunehmen und versprach, von einem etwaigen Haftbefehl keinen Gebrauch zu machen. Bei den strittigen 3,4 Millionen Euro geht es um einen Bonus und weitere Ausgaben, die der Insolvenzverwalter zurückhaben will. Darunter sind Kosten für Flüge und für ein Sponsoring der Uni Oxford, die nichts mit Arcandor zu tun gehabt hätten, so der Insolvenzverwalter.

Middelhoff sieht das anders. Bleiben, neben einigen Streitfällen, noch 6,8 Millionen Euro, die der frühere Unternehmensberater Roland Berger von Middelhoff haben will. Das war Auslöser der versuchten Taschenpfändung am Mittwoch am Rande des Untreue-Prozesses in Essen, die offenbar aber erfolglos verlief, weil der frühere Top-Manager nicht viel Geld bei sich hatte. Middelhoff sagt, es gehe um Lastenverteilung nach Auflösung einer gemeinsamen Firma mit Berger. Das werde sich regeln. "Berger hätte gerne cash, ich biete dingliche Sicherheiten." Im Übrigen, so Middelhoff, seien solche Vorgehensweisen gegen ihn unzulässig, "weil ich meinen Hauptwohnsitz im Ausland habe". Das wüssten alle Beteiligten.

© SZ vom 14.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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