Süddeutsche Zeitung

Rechtsstreit mit Investmentbankern:Gericht zwingt Commerzbank zu 50-Millionen-Euro-Bonus

Teure Altlasten aus der Übernahme der Dresdner Bank: Nach drei Jahren Rechtsstreit soll die Commerzbank Boni in Höhe von 50 Millionen Euro an ehemalige Mitarbeiter zahlen. Dabei hat die Bank schon genug Probleme.

Die Rückschläge für die obersten Commerzbank-Manager wollen nicht enden. Erst musste sie sich die Bank während einer Hauptversammlung mit unzufriedenen Aktionären herumschlagen, dann stufte sie die Ratingagentur Moodys um eine Note herab. Nun hat sie auch noch die Abwehrschlacht gegen die Zahlung hoher Boni an ehemalige Mitarbeiter verloren. Ein Berufungsgericht am Londoner High Court hat entschieden, dass die Commerzbank Boni in Höhe von 50 Millionen Euro an 108 frühere Mitarbeiter ausschütten muss. Begründung: Das Institut sei Rechtsnachfolgerin der Investmentbank Dresdner Kleinwort.

Die Debatte um Boni für Investmentbanker erreichte in den vergangenen Wochen ihren Höhepunkt. Die europäische Politik hat diese erfolgsabhängige Bezahlungen massiv eingeschränkt. Boni von Bankern sollen in Zukunft nur noch so hoch sein wie der feste Teil des Gehaltes.

Hintergrund der Klage ist, dass die frühere Dresdner-Mutter Allianz den Bankern 2008 während eines Treffens mündlich Prämien von insgesamt 400 Millionen Euro versprochen hatte. Nach der Übernahme der Dresdner durch die Commerzbank und einem Milliardenverlust im vergangenen Jahr hatte die Commerzbank-Führung um Martin Blessing mithilfe einer Klausel die Boni auf einen Bruchteil zusammengestrichen. Nur ein kleiner Teil der Banker erhielt den geplanten Bonus, ein anderer Teil nur zehn Prozent davon. Das Gericht entschied, dass es genügend Beweise dafür gebe, dass das Versprechen die Boni auszuzahlen, bindend gewesen sei. Die Klausel sei ein Vertrauensbruch gewesen. Blessing hatte vor Gericht angegeben, sich nicht mehr an viele Details der Boni-Änderung erinnern zu können. Die sei in eine "sehr heftige Zeit" für ihn und die Bank gefallen. In der Finanzkrise war die Commerzbank massiv in Schieflage geraten. Der Staat stieg als Retter ein.

Die Commerzbank hat nun angekündigt, rechtliche Schritte gegen das Londoner Urteil zu prüfen. Sie ließ erklären, die Führung sei weiterhin davon überzeugt, dass es wegen der herben Verluste bei der Investmentbank Dresdner Kleinwort richtig und verantwortungsvoll gewesen sei, die Boni zu kürzen.

Der Commerzbank geht es derzeit nicht gut: Sie hatte im vierten Quartal 2012 einem massiven Verlust von 720 Millionen Euro eingefahren und befindet sich derzeit im Umbau. Ende Januar kündigte sie an, bis 2016 zwischen 4000 und 6000 Vollzeitstellen abbauen zu wollen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1659605
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/rtr/anr/jab
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.