Luftverkehr:Jetzt wird es auch in der Reihe am Notausgang eng

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So sieht er aus der neue Sitz, die Sitzfläche lässt sich hochklappen, die Reihe am Notausgang wird enger. (Foto: Recaro)

Der Flugsitzhersteller Recaro präsentiert ein neues Modell, das einen geringen Abstand ausgerechnet in der Reihe ermöglicht, in der bisher mehr Platz war. Ärgerlich für manche Passagiere.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Vielflieger wissen es, die Reihen an den Notausgängen haben einen entscheidenden Vorteil: Der Abstand zu den Vordersitzen ist viel größer als in den übrigen Reihen der Economy Class. Man darf zwar keine Taschen unter den Vordersitzen ablegen und muss mit viel Handgepäck deswegen darauf achten, möglichst früh einzusteigen. Aber gerade bei längeren Flügen lohnt sich der Aufwand.

Nun könnte es aber zumindest bei manchen Fluggesellschaften auch an den Notausgängen enger werden. Der deutsche Flugzeugsitzhersteller Recaro hat einen neuen Sessel namens X-Tend entwickelt, bei dem ein Teil der Sitzfläche nach unten wegklappt, wenn der Passagier aufsteht. Setzt er sich wieder hin, muss er über einen Mechanismus erst wieder den vorderen Teil nach oben ziehen. Auf diese Weise könnten die Sessel näher an die Vorderreihe rücken, aber so eng wie im Rest des Flugzeuges wird es nicht. "Eine kurze Sitzfläche wäre einfach, aber nicht bequem", sagt Mark Hiller, Vorstandschef von Recaro Aircraft Seating.

Dass an den Notausgängen überhaupt mehr Platz ist, hängt mit den Sicherheitsauflagen der European Union Aviation Safety Agency (EASA), der europäischen Flugsicherheitsbehörde, und der amerikanischen Federal Aviation Administration (FAA) zusammen. Die schreiben vor, dass zwischen dem unteren Ende der Rückenlehne des Vordersitzes und der Vorderkante der Sitzfläche an den Notausgängen mindestens 33 Zentimeter Abstand sein müssen. Damit soll gewährleistet sein, dass Passagiere und Flugbegleiter bei einer Evakuierung genügend Platz haben. Aus dem gleichen Grund darf in dem Bereich bei Start und Landung auch kein Gepäck herumliegen.

Für die Fluggesellschaften bedeutet die Regel zumindest in der Theorie weniger Umsatz, denn sie bauen deswegen in den Kabinen weniger Sitze ein. Der Airbus A320neo, neben der Boeing 737 MAX das Standardmodell für Kurz- und Mittelstrecken, ist zwar für bis zu 194 Sitze zugelassen. Aber die meisten Fluglinien bringen, auch weil sie in der Business Class einen Sitz freilassen, deutlich weniger Gäste unter. Bei der Lufthansa sind es bis zu 166 Passagiere, die meisten Billig-Airlines fliegen mit knapp unter 190 Gästen.

Airbus will seine Kapazitäten erhöhen

Recaro wirbt nun damit, dass mit dem neuen Sitz bei manchem Airbus-Betreiber gerade so viel zusätzlicher Platz herauszuholen ist, dass vier zusätzliche Sessel im Flugzeug eingebaut werden können. Bei der Konzeption hat Recaro mit Airbus zusammengearbeitet, die EASA muss das Konzept aber noch genehmigen. Damit soll es bis Ende des Jahres soweit sein. Airbus hat ein gesteigertes Interesse daran, die Kapazität der A320neo zu erhöhen. Denn die konkurrierende 737-8 ist sogar für 210 Passagiere zugelassen, auch wenn keine Airline versucht, tatsächlich so viele Leute in die Maschine zu stecken.

Da die Nachfrage gerade so hoch ist und jeder zusätzliche Sitz zu einem hohen Preis verkauft werden kann, spricht sowieso vieles dafür, so viele Passagiere wie möglich unterzubringen. Viele Gesellschaften haben allerdings auch bisher schon versucht, aus den Notausgängen ein Geschäft zu machen. Bei der Buchung können die Passagiere die Sitze mit mehr Abstand reservieren, selbstverständlich gegen einen Aufpreis. Eingeführt haben das Konzept einst die Billig-Airlines, aber mittlerweile ist es fast bei jeder Fluggesellschaft Standard. Recaro-Chef Hiller argumentiert, dass die Airlines trotz geringerem Abstand immer noch mehr Platz haben und die Fluglinien die Reihen an den Notausgängen weiter als Premium-Sitze verkaufen können. Denn der Mindestabstand beträgt von Rückenlehne zu Rückenlehne 33 Inches (etwa 84 Zentimeter). Auf Kurz- und Mittelstreckenflügen sind derzeit 29 Inches (also etwa 74 Zentimeter) eher branchenüblich. Und die Nachfrage scheint zu stimmen: "Wir haben Anfragen von zahlreichen Fluggesellschaften", so Hiller.

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