Reaktionen auf Bankenfusion:Große Notenbanken greifen ein

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Credit Suisse zwingt Notenbanken zum Handeln (Foto: DENIS BALIBOUSE/REUTERS)

Die Bankenturbulenzen zwingen auch die Notenbanken der Welt zum Handeln: Sie kündigen eine Aktion zur Stärkung der Liquiditätsversorgung an.

Die Bank of England, die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Fed, die Bank of Japan, die Schweizerische Nationalbank und die kanadische Zentralbank reagieren auf die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS und Schwierigkeiten anderer Banken: Am Sonntag haben sie zunächst nicht näher definierte Aktionen zur Stärkung der Liquiditätsversorgung über die bestehenden US-Dollar-Swapabkommen angekündigt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Zuvor hatten US-Notenbankchef Jerome Powell und US-Finanzministerin Janet Yellen zum Deal in der Schweiz mitgeteilt: "Wir begrüßen die heutigen Ankündigungen der Schweizer Behörden zur Unterstützung der Finanzstabilität." Man stehe zudem in engem Kontakt mit den internationalen Partnern, um deren Umsetzung zu unterstützen. Gleichzeitig äußerten sich Powell und Yellen zu den eigenen Banken: "Die Kapital- und Liquiditätspositionen des US-Bankensystems sind stark, und das US-Finanzsystem ist widerstandsfähig."

Die demokratische US-Senatorin Elizabeth Warren setzt sich allerdings für eine Untersuchung der jüngsten Zusammenbrüche amerikanischer Banken ein. Warren habe sich mit einem Brief an das Finanzministerium, den Einlagensicherungsfonds (FDIC) und die Notenbank Federal Reserve gewandt, schreibt das Wall Street Journal. Sie fordere eine Untersuchung des Managements der Silicon Valley Bank und der Signature Bank sowie der Aufsicht über die Institute im Vorfeld der Zusammenbrüche.

Auch die Bank of England begrüßte den Deal. Das britische Bankensystem sei gut kapitalisiert und finanziert und sei weiterhin sicher, erklärt die britische Notenbank.

Diese Reaktion kommt auch von der Europäischen Zentralbank (EZB). EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte am Sonntagabend, sie begrüße das rasche Handeln und die Entscheidungen der Schweizer Behörden. "Sie sind entscheidend für die Wiederherstellung geordneter Marktbedingungen und die Gewährleistung der Finanzstabilität." Der Bankensektor des Euroraums ist laut Lagarde widerstandsfähig und verfüge über eine starke Kapital- und Liquiditätsausstattung. "In jedem Fall ist unser politisches Instrumentarium voll ausgestattet, um das Finanzsystem des Euroraums bei Bedarf mit Liquidität zu versorgen und die reibungslose Übertragung der Geldpolitik zu gewährleisten", betonte Lagarde.

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Die Übernahme der Credit Suisse durch die Rivalin UBS war nach den Worten der Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter die einzige mögliche Lösung für die tief in die Krise geschlitterte Schweizer Großbank. "Jede andere Lösung hätte eine Finanzkrise ausgelöst", sagte Keller-Sutter am Sonntag in Bern. Alternative Szenarien hätten kaum abwägbare Gefahren mit sich gebracht. Eine Übernahme der Credit Suisse durch den Staat etwa hätte ein "enormes Risiko für den Steuerzahler" bedeutet, eine Liquidation des Instituts "den Schweizer Finanzplatz in Bedrängnis gebracht", erklärte die Ministerin.

"Finanz-Bananenrepublik" Schweiz

Analysten sind da etwas kritischer. Brian Jacobsen, Senior Investment-Stratege bei Allspring Global Investments, sagt: "Es scheint eine sehr große und entscheidende Intervention zu sein. Vorausgesetzt, die Märkte schnüffeln keine anderen anhaltenden Probleme aus, sollte dies meiner Meinung nach ziemlich positiv sein. Die Regierungen sind bestrebt, den Funken der Ansteckung zu löschen, bevor die Flammen außer Kontrolle geraten." Weiter: "Der CS/UBS-Deal sollte gut genug sein, um die Stimmung zu verbessern, aber es wird immer noch Fragen zu Regionalbanken in den USA geben und ob es versteckte Risiken bei europäischen Banken gibt. Es gibt immer etwas, worüber man sich Sorgen machen muss."

Octavio Marenzi, CEO der Finanzberatung Optimas, meint: "Das Ansehen der Schweiz als Finanzzentrum ist erschüttert - das Land gilt nun als Finanz-Bananenrepublik." Und er sagt: "Dieser Deal wird zwangsläufig juristischen und politischen Widerstand hervorrufen. Erstens hat der Bundesrat von Notstandsbefugnissen Gebrauch gemacht, um diese Fusion durchzusetzen. Eine rechtliche Anfechtung durch die Aktionäre der Credit Suisse, die ihr Eigentum als widerrechtlich beschlagnahmt sehen, ist garantiert." Weiter: "Die UBS-Aktionäre ihrerseits könnten sich gegen diesen Deal auflehnen, weil sie das Risiko sehen, dass sich die Credit Suisse als Mühlstein um den Hals der UBS erweist, der beide Banken in den Abgrund zieht."

Berenberg-Chefvolkswirt, Holger Schmieding, sagt: "Sie (die Schweizer Behörden) haben ein Problem erkannt und kümmern sich darum. Das ist ein sehr positives Zeichen für die Märkte. Das bedeutet zwar nicht, dass alles vorbei ist, aber es gibt keinen Grund zur Panik. Die Erleichterung für die Märkte besteht darin, dass das systemische Risiko eingedämmt ist."

Für Stephan Sola, Manager Plutos Schweit Fonds, scheint die Übernahme "auf den ersten Blick eine gute Lösung zu sein. Der Übernahme-Preis von rund 0,76 Franken je Aktie kann jedoch nur als unverschämt bezeichnet werden. Die UBS nutzt die CS-Position radikal aus. Die Einzelteile der Credit Suisse (Asset Management, First Boston, Immobilien) sind ein Mehrfaches des Angebotspreises wert. Die für mich beste Lösung wäre eine Staatsgarantie für eine gewisse Zeit für die CS gewesen. Die UBS wird nicht zögern, die CS-Einzelteile zu versilbern und die Belegschaft im In- und Ausland radikal zu reduzieren. Die Schweizer Regierung und die UBS haben sich mit dieser Übernahme keinen Gefallen gemacht. Es entsteht eine einzige, riesige Schweizer Bank, die mit dieser opportunistischen Discount-Übernahme zwar enorm groß wird, aber nicht an Qualität gewinnt."

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