Reaktion auf Aktieneinbruch:China verordnet Medien gute Laune

Das Vertrauen in Chinas Banken ist derzeit erschüttert - vielleicht lässt sich das ja mit schönen Worten ändern: Laut einem Zeitungsbericht hat die chinesische Regierung Journalisten angewiesen, eine mögliche Kreditklemme herunterzuspielen.

Die Welt sorgt sich um Chinas Wirtschaft, seit dort die Aktienmärkte so massiv abstürzten. Der Regierung in Peking behagt das nicht. Nun beschönigt sie das Problem - indem sie anders darüber schreiben lässt. So denken wohl zumindest Propaganda-Beamte. Nach Informationen der Financial Times ging vergangene Woche eine Direktive an zahlreiche Wirtschaftsjournalisten bei Print, Radio und Fernsehen. Die Schreiber sollten aufhören, die "sogenannte Kreditklemme zu hypen" - die chinesischen Märkte seien ausreichend flüssig.

"Vor allem müssen wir einen böswilligen Hype vermeiden. Die Medien sollten stattdessen erklären, dass unsere Märkte liquide sind und dass die chinesische Finanzpolitik stabil ist", heißt es demnach in dem der Financial Times vorliegenden Schreiben. Mit dabei seien Anordnungen zur Wortwahl und Textgestaltung gewesen.

Defekte Geldautomaten beunruhigen Kunden

Chinas Aktienmärkte haben in der letzten Juniwoche den schwersten Absturz seit fast vier Jahren erlebt. Ursache ist die Weigerung der Zentralbank, neues Geld in den Markt zu pumpen. Die hohen Zinsen und Geldknappheit hatten sogar zu einem Einfrieren des Interbankenmarktes geführt. Ausfälle von Geldautomaten verschiedener Banken fachten die Angst vor einer Kreditklemme im Land weiter an. Die Notenbanker wiesen diese Sorgen zurück und betonten vielmehr, die Liquidität sei auf einem "vernünftigen Niveau". Außerdem rief die Zentralbank die Banken auf, ihre Zahlungsfähigkeit besser zu steuern und auf Kreditrisiken zu achten.

Die anschließende Panik an Chinas Geldmarkt ging Staatsmedien zufolge auf das Konto von Spekulanten und Schattenbanken. Diese Darstellung bestätigt die Vermutung von Finanzexperten, dass die jüngste Zurückhaltung der Notenbank beim Verleihen von Geld darauf abzielt, die rasante Kreditvergabe außerhalb des regulierten Bankensystems unter Kontrolle zu bringen. Inzwischen ist die Furcht vor einer Finankrise in China wieder abgeebbt.

Tradition der Medienzensur

In der Volksrepublik herrscht seit Jahrzehnten eine strikte Medienzensur. Proteste gegen das Diktat sind in dem autoritär regierten Land selten - doch das ändert sich gerade. Zum einem durch das Internet und die Ausbreitung sozialer Netzwerke. Vor allem Weibo, das chinesische Äquivalent zu Twitter, ist eine Plattform, auf der sich die Einwohner der staatlichen Kommunikationskontrolle entziehen können.

Auch traditionelle Medien wagen es inzwischen, sich der staatlichen Gängelung zu widersetzen: So traten im Januar Journalisten der liberalen Zeitung Südliches Wochenende nach der Zensur eine kritischen Artikels in Streik und erhielten dafür enorme öffentliche Unterstützung. Die Zeitung ist für ihre gründlichen Recherchen bekannt. Ihre Redakteure reizen die stark eingeschränkte Redefreiheit in China regelmäßig aus.

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