Arthur Laffer eine Sammelleidenschaft zu attestieren, wäre arg untertrieben. In seinen Büroräumen in einem unscheinbaren Backsteinbau am Stadtrand von Nashville finden sich Holzstühle aus dem alten Japan, mannshohe Terrakotta-Figuren aus China, Fossilien aus aller Welt und an den Wänden Briefe und Fotos des Hausherrn mit republikanischen Weggefährten, vor allem Ronald Reagan. Dem diente Laffer einst als Wirtschaftsberater und konzipierte dessen radikale Steuersenken. Bis heute nennt er den 2004 verstorbenen ehemaligen Präsidenten mit einem Seufzen in der Stimme "meinen Helden".
Sein enges Zusammenwirken mit der republikanischen Ikone Reagan ist ein Grund, warum viele konservative Politiker in den USA bis heute von Laffer tief beeindruckt sind. Wissenschaftler und Journalisten bezeichnen den heute 76-Jährigen gerne als "Vater der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik" - eine Titulierung, die sich sowohl als Lob wie als Beschimpfung verwenden lässt.
"Auch Reagan wurde zu Beginn seiner Amtszeit angefeindet"
Die "angebotsorientierte" Wirtschaftspolitik geht, vereinfacht gesagt, davon aus, dass der gesamtgesellschaftliche Wohlstand dann am besten wächst, wenn die Unternehmen gute Investitionsbedingungen vorfinden und sich die Einstellung von Mitarbeitern für sie lohnt. Zu den Instrumenten einer solchen Politik gehören unter anderem niedrige Steuern, wenig Regulierungen und flexible Arbeitsmärkte - eine Politik also, wie sie auch der neue US-Präsident Donald Trump anstrebt. Laffer ist deshalb überzeugt: "Trump kann ein herausragender Präsident werden." Zwar sei manche Aussage Trumps sicher falsch gewesen, so Laffer. Umgekehrt gelte aber: "Auch Reagan wurde zu Beginn seiner Amtszeit angefeindet. Er galt als Idiot, wurde als Cowboy verspottet und als Kriegstreiber beschimpft. Und was war das Ergebnis? Eine wirtschaftliche Blüte ungekannten Ausmaßes."
Dass die meisten Ökonomen einer anderen Schule angehören, ficht Laffer nicht an. Er verweist auf die Erfolge von Reagans Steuersenken und auf jene theoretischen Überlegungen aus den siebziger Jahren, die unter dem Namen "Laffer-Kurve" weltbekannt wurden. Die besagt verkürzt, dass der Staat bei einem Steuersatz von null und bei einem Steuersatz von 100 Prozent keine Einnahmen hat - im letzteren Fall deshalb, weil niemand arbeiten würde, wenn er das gesamte Gehalt abgeben müsste. Hebt die Politik den Steuersatz von null an, steigen auch die Einnahmen - jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt, danach gehen die Einnahmen wieder zurück, weil Menschen die Arbeit und Firmen die Produktion wegen der zu hohen Abgaben einstellen. Liegt die Steuerbelastung über dem Scheitelpunkt, kann der Staat demnach die Sätze senken und gleichzeitig die Einnahmen erhöhen - eine Theorie, die viele Politiker bis heute magisch in ihren Bann zu ziehen scheint.
Unzählige Ökonomen haben im Laufe der Jahrzehnte versucht, die Laffer-Kurve mit Hilfe von theoretischen Überlegungen und praktischen Erfahrungen als Irrtum zu entlarven. Viele Politiker, auch solche aus der neuen Regierung Trump, glauben dennoch bis heute daran. Die Laffer Kurve, so schrieb die "Financial Times" jüngst mit mildem Spott, habe sich in den vergangenen 40 Jahren als sehr widerstandsfähig erwiesen - zwar nicht wirtschaftlich, wohl aber politisch.