Razzien in acht Bundesländern:Unternehmer sollen Bahn abgezockt haben

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Beamte der Bundespolizei tragen Unterlagen aus einem Firmengebäude in Weinstadt Beutelsbach bei Stuttgart. (Foto: dpa)

Die Rechnungen waren zu hoch oder gleich komplett falsch: Mehrere zusammenhängende Firmen sollen die Deutsche Bahn betrogen und erheblich geschädigt haben. Sie waren für die Sicherung von Baustellen zuständig.

Die Deutsche Bahn soll erneut Opfer von Abzockern geworden sein. Wegen Betrugverdachts hat die Bundespolizei am Dienstagmorgen bundesweit mehrere zusammenhängende Firmen durchsucht, die für die Bahn Sicherungsarbeiten übernehmen. Es gehe um Vorwürfe, den Konzern mit falsch ausgestellten Rechnungen erheblich geschädigt zu haben, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.

Es soll sich um ein Firmengeflecht mit zwölf Sitzen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen, Berlin, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen handeln. In Berlin durchsuchten die Polizisten Räume eines Unternehmens im Stadtteil Tempelhof. In der Hauptstadt seien rund 45 Beamte im Einsatz gewesen, bundesweit sollen es 300 sein. Sie wollten Beweismittel sichern, um Festnahmen geht es laut Polizei nicht.

Bei den Arbeiten gehe es unter anderem um die Sicherung von Baustellen. Der Hauptbeschuldigte habe die Deutsche Bahn mutmaßlich seit Jahren in erheblichem Umfang durch überhöhte Rechnungen und falsche Abrechnungen geschädigt, sagte ein Sprecher. "Er soll mehr Leistungen in Rechnung gestellt haben, als erbracht wurden." Eine Summe nannte er nicht. "Das ist aber keine Kleinigkeit", sagte der Sprecher.

Bei den abgerechneten Arbeiten gehe es unter anderem um die Absicherung von Baustellen entlang von Bahnstrecken. Zu den Zusammenhängen des Firmenkonglomerats machte der Sprecher keine näheren Angaben. So blieb unklar, ob es sich um eigenständige Unternehmen oder ein Geflecht mit Tochterfirmen handelte.

Die Bundespolizei ermittle im Auftrag der Karlsruher Staatsanwaltschaft seit August 2013 in dem Fall. Auslöser sei ein anonymer Hinweis an die Deutsche Bahn gewesen. "Es laufen schon etliche Verfahren gegen Firmen, die im Niedriglohnsektor für die Bahn arbeiten", sagte ein Sprecher.

In den vergangenen Jahren wurden mehrere Fälle bekannt, in denen Unternehmen zu viel Geld von der Bahn kassierten. Am bekanntesten sind wohl die "Schienenfreunde", ein Kartell, das Schienen an die Bahn lieferte und jahrelang Preise absprach - natürlich zu hoch angesetzt. In seinem Zentrum standen die Konzerne Thyssen-Krupp und Voestalpine. Nachdem ihr Kartell aufgedeckt worden war, zahlten sie der Bahn im vergangenen Jahr insgesamt 200 Millionen Euro.

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