Razzia bei Thomas Middelhoff:"Aktion für die Galerie"

Oppenheim-Esch und Thomas Middelhoff kritisieren die Durchsuchungsaktion vom Vortag. Doch offenbar waren die Fahnder bei der Razzia erfolgreich: Zwei Personen wurden festgenommen.

Viele beschlagnahmte Unterlagen, eine große Verärgerung bei den prominenten Durchsuchten und zwei Festnahmen: Das sind die Ergebnisse der bundesweiten Razzia der Staatsanwaltschaften Köln und Bochum zur Aufklärung mutmaßlicher Korruptions- und Wirtschaftsdelikte.

Bei den Betroffenen stieß die Aktion auf scharfe Kritik. Die Oppenheim-Esch-Holding betonte in einer Erklärung: "Wir können diesen Vorgang in keiner Weise nachvollziehen und auch nicht verstehen, zumal wir in den vergangenen Monaten mit der Staatsanwaltschaft umfangreich kooperiert und alle erbetenen Akten überlassen haben." Die Vorwürfe, die zu den Durchsuchungsbeschlüssen geführt hätten, seien falsch und würden sich als haltlos herausstellen, hieß es weiter.

Auch der Rechtsanwalt des früheren Arcandor-Chefs Thomas Middelhoff, Sven Thomas, übte Kritik an der Durchsuchung von Privat- und Büroräumen seines Mandanten. Es habe sich um eine "Aktion für die Galerie" gehandelt, meinte der Anwalt. Middelhoff habe der Staatsanwaltschaft schon vor einem Jahr angeboten, alle Unterlagen zur Verfügung zu stellen. "Darauf haben wir keine Reaktion herhalten", sagte Thomas. Jetzt sei das Material medienwirksam abgeholt worden. Doch gebe es keinen neuen Sachverhalt oder neue Erkenntnisse.

Rund 260 Ermittler hatten am Donnerstag zeitgleich im ganzen Bundesgebiet auf Veranlassung der Staatsanwaltschaften Köln und Bochum zahlreiche Geschäfts- und Privaträume durchsucht. Im Visier der Ermittler waren neben Middelhoff und dem Kölner Bauunternehmer Josef Esch auch weitere frühere Verantwortungsträger des insolventen Handelskonzerns Arcandor und ehemalige Vorstandsmitglieder der Sparkasse Köln/Bonn.

Mit der groß angelegten Razzia wollten die Ermittler Licht in mehrere dubiose Wirtschaftsaffären bringen. Es gehe um Vermögens-, Korruptions- und Steuerdelikte, hieß es bei der Staatsanwaltschaft in Köln. Die Bochumer Kollegen ermitteln außerdem wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit dem Niedergang des Arcandor-Konzerns, wie ein Justizsprecher sagte.

Dabei wurden auch zwei Personen festgenommen. "Die beiden Beschuldigten sitzen in Untersuchungshaft", bestätigte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft der dpa. Gegen beide seien schwerwiegende Vorwürfe in Steuerdelikten erhoben worden. Wegen des Steuergeheimnisses wolle er sich zu Einzelheiten nicht äußern. Es handle sich aber nicht um bekannte Namen.

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