Süddeutsche Zeitung

Raupen-Alarm bei Vapiano:Schmetterlinge im Bauch

Ein Gast findet bei Vapiano eine Raupe im Salat und stellt ein Video davon auf Facebook. Doch die Restaurantkette kann den Shitstorm verhindern - und im Internet wächst die Fangemeinde der grünen Larve.

"Sollen wir es mit reintun, die Karte?", fragt eine Männerstimme. Dann: Kichern, eine Karte mit dem Logo der Schnellrestaurantkette Vapiano wird in ein Häufchen Feldsalat gesteckt, das auf einem Teller liegt. In der Salatsoße paddelt eine grüne Raupe.

Zu sehen ist die Szene in einem kurzen Film, der sich seit Montag rasant auf Facebook verbreitet. Mehr als 45.000 User haben bereits den "Gefällt-mir-Button" gedrückt - obwohl das, was in dem Zwölf-Sekunden-Clip zu sehen ist, eigentlich jeden Restaurant-Gast ekeln dürfte. Etwa 30.000 Kommentare finden sich unter dem Video, fast 20.000 Mal wurde es bis Mittwochnachmittag in dem sozialen Netzwerk geteilt.

Normalerweise ist das der Stoff für einen fulminanten Internet-Shitstorm. Viele der Empörungswellen entstehen jedoch gar nicht durch eine einzelne Beschwerde eines Kunden, sondern dadurch, dass das Unternehmen intransparent mit seinen Fehlern umgeht. H&M bekam Ärger, weil angeblich ein kritischer Facebook-Kommentar über eine falsche Lieferung gelöscht wurde. Der Facebook-Community von Adidas wurde während der Fußball-EM in der Ukraine vorgeworfen, kritische Kommentare über das Töten unerwünschter Straßenhunde zu löschen.

Vapiano und die PR-Agentur Achtung! stellten sich bei ihrer Reaktion aber geschickter an: "Man könnte dies als Beleg für die Frische unserer Salate sehen", ist bereits seit Dienstagnachmittag auf der Facebook-Seite von Vapiano zu lesen. "Wir nehmen dies aber im Gegenteil sehr, sehr ernst. So etwas darf bei uns nicht passieren! Wir haben einen sehr hohen Qualitätsanspruch und darum wollen wir diesen Vorfall klären." Derzeit versuche man, den Gast zu kontaktieren und zu ermitteln, wann und wo das Video aufgenommen wurde.

Auf Facebook bleibt der Shitstorm gegen Vapiano aus. Zwar wird vereinzelt Kritik geäußert, einige Internet-Nutzer kritisieren, dass die Reaktion zu spät kam. Im Großen und Ganzen sind die Kommentare aber positiv. "Ich finde ein Haar viel, viel schlimmer als eine Raupe", schreibt eine Userin. Und ein anderer Vapiano-Fan: "Find ich eher sympathisch. Was für die Raupe gut ist, kann für mich auch nur gesund sein." Einer witzelt gar: "Bei Vapiano bekommt man halt noch Schmetterlinge im Bauch." Manche kritisieren gar den Urheber des Raupen-Videos: "Extrem unfair, das Video öffentlich zu posten, statt vor Ort einfach um einen neuen Salat zu bitten." Einige Internet-Nutzer stellen sogar Fotomontagen bei Facebook ein.

Inzwischen hat sich der Entdecker der Raupe gemeldet, sagte Florian Schleinig von Achtung! am Mittwochnachmittag zu SZ.de. "Der Gast hat den Clip in Süddeutschland vor ein paar Tagen gedreht." In welchem Restaurant, will Vapiano nicht sagen. Die Restaurantkette betreibt etwa 130 Restaurants in 28 Ländern - teils in Eigenregie, teils als Franchisegeber oder Joint Venture.

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