Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Zurück zur Erde

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Die erste bemannte Space-X-Kapsel ist nach dem Flug zur "ISS" wieder auf der Erde gelandet.

Von Dieter Sürig

Erstmals seit 45 Jahren sind am Sonntagnachmittag Ostküstenzeit wieder amerikanische Astronauten mit einer Raumkapsel per Wasserlandung zur Erde zurückgekehrt. Bob Behnken und Doug Hurley waren am 30. Mai als erste Astronauten überhaupt mit einem privaten Raumschiff des Unternehmens Space-X zur Raumstation ISS gestartet und hatten nach geglücktem Andockmanöver zwei Monate dort verbracht. Sie unterstützten die wissenschaftliche Arbeit der dreiköpfigen Langzeitcrew Expedition 63.

Unter anderem absolvierte Behnken im Zweierteam vier Außenbordeinsätze mit insgesamt mehr als 23,5-stündiger Dauer. Dabei tauschten die Astronauten beispielsweise Batterien der ISS-Sonnensegel aus. Außerdem bereiteten sie die Montage eines kommerziellen Luftschleusenmoduls vor, mit dem künftig Minisatelliten (Cubesats) im All ausgesetzt werden können.

Am Samstag dockten Behnken und Hurley um 19.35 Uhr Ostküstenzeit mit der Crew Dragon wieder ab und wasserten etwa 19 Stunden später wohlbehalten im Golf von Mexiko. Wegen eines Tropensturms verzichtete die Nasa auf eine Landung vor der Ostküste Floridas. "Willkommen zurück auf dem Planeten Erde und danke, dass Sie mit Space-X geflogen sind", hieß es aus dem Kontrollzentrum des Unternehmens von Elon Musk. "Wenn die Raumfahrt so weit verbreitet ist wie die Luftfahrt, ist die Zukunft der Zivilisation gesichert", twitterte Musk in Anspielung auf seine Marspläne. Nachdem ein Schiff die Kapsel geborgen hatte, konnten die Astronauten das Raumschiff gegen 16.10 Uhr verlassen. Die Landung war alles andere als komfortabel: Die Kapsel musste beim Eintritt in die Erdatmosphäre von 28 000 Stundenkilometern auf 560 abbremsen, wobei auf der Außenhülle Temperaturen von bis zu 1900 Grad Celsius entstanden, und prallte dann trotz Fallschirmen mit Tempo 25 auf das Wasser.

Mit dem Testflug ist auch die Premiere geglückt, Nasa-Astronauten wieder vom Startplatz Cape Canaveral in Florida aus ins All zu befördern. Seitdem die Amerikaner den Betrieb des Space Shuttle 2011 nach 135 Flügen eingestellt hatten, musste die Nasa Plätze in der russischen Sojus-Kapsel buchen, um Astronauten zur ISS zu fliegen. Das Shuttle war nach dem Einsatz wie ein Flugzeug auf einer Landebahn in Florida oder Kalifornien zurückgekehrt, während die Kapseln der Mercury-, Gemini- und Apollo-Programme im Pazifik oder Atlantik gewassert hatten. Zuletzt nach dem historischen Andocken einer Apollo- und Sojus-Kapsel im Juli 1975.

Ende September soll Space-X beim ersten regulären Astronautenflug vier Menschen zu einem sechsmonatigen Einsatz zur ISS fliegen. Zweiter Zubringer soll Boeing mit der Kapsel Starliner werden, der Konzern muss bis dahin aber noch mehrere Testflüge absolvieren.

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Quelle:
SZ vom 04.08.2020
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