Raumfahrt:Mit privater Rakete zur ISS

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Von Dieter Sürig, München

Wenn alles klappt, wird der 27. Mai gleich in zweifacher Hinsicht in die Geschichte der Raumfahrt eingehen: Erstmals soll an diesem letzten Mai-Mittwoch mit Space-X ein privates Unternehmen Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS befördern. Dies wäre nach der Einstellung der Space-Shuttle-Flüge im Jahre 2011 auch das erste Mal, dass Astronauten wieder von amerikanischem Boden aus in den Erdorbit starten würden. Nasa-Chef Jim Bridenstine hat den Termin am Freitagabend deutscher Zeit via Twitter bekannt gegeben.

Der Start in Florida wird der vorläufige Höhepunkt des so genannten Commercial Crew Program, mit dem die amerikanische Raumfahrtbehörde in den vergangenen Jahren versucht hat, eine Alternative zu dem Transport mit russischen Sojus-Kapseln zur ISS zu schaffen. Das Programm hat viele Milliarden Dollar gekostet, von mehreren potentiellen Anbietern sind Space-X und Boeing geblieben. Ziel ist es, wieder unabhängig von den Russen zu werden, eine ganze Generation Astronauten konnte nur mit der Sojus ins All, die Nasa musste nach eigenen Angaben etwa 80 Millionen Dollar pro Sitzplatz zahlen. Ein Platz bei Space-X solle 55 Millionen Dollar kosten.

Das Rennen zur ISS hat nun offensichtlich Elon Musks Firma Space-X gewonnen, die Ende Mai nach erfolgreichen Testflügen erstmals zwei Astronauten mit der Kapsel Crew Dragon starten darf. Space-X hat in den vergangenen Jahren bereits 20 unbemannte Frachtflüge zur Raumstation geflogen. An Bord der Crew Dragon werden die beiden US-Astronauten Bob Behnken und Doug Hurley zur ISS reisen. Beide waren schon mehrfach mit dem Space Shuttle im All. Wie lange sie nach dem etwa eintägigen Flug auf der ISS bleiben werden, ist noch nicht bekannt, es ist aber ein längerer Aufenthalt von mehreren Monaten geplant, in denen sie die derzeit dreiköpfige Crew ergänzen.

Boeing hatte zuletzt Probleme, ihre Starliner-Kapsel hatte die ISS im Dezember nicht einmal erreicht, ein weiterer unbemannter Test ist ohne Datum angekündigt. Historische Starts locken meist Tausende Besucher nach Florida, die das Ereignis aus nächster Nähe beobachten wollen. Ob dies diesmal auch möglich ist, dürfte derzeit zu bezweifeln sein.

© SZ vom 18.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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