Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Insolvenz statt Mondlandung

Die junge Berliner Firma PT Scientists plante eine Mission - jetzt geht ihr das Geld aus.

Von Dieter Sürig

In wenigen Tagen jährt sich die erste bemannte Mondlandung von Apollo 11 zum 50. Mal - doch für das Berliner Start-up PT Scientists ist das eigene Mondprojekt wohl vorerst ausgeträumt. Das Unternehmen um den Gründer Robert Böhme hat am Freitag am Amtsgericht Charlottenburg einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Grund sei ein "Liquiditätsengpass", meldete PT am Montagabend. Der Betrieb mit 60 Mitarbeitern solle "ohne Einschränkungen" weiterlaufen. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist der Berliner Rechtsanwalt Sascha Feies. PT Scientists möchte eine Mondfähre zum Erdtrabanten schicken und mit einem Rover die Landestelle von Apollo 17 erkunden. Diese Mission von 1972 war die bisher letzte bemannte Mondlandung. Als geologischen Berater hatten die Jungunternehmer sogar den Apollo-17-Astronauten Harrison Schmitt gewinnen können. Sponsoren des Projektes sind der Autohersteller Audi, der einen Lunar Rover für die Berliner entwickelte, und der Telekomkonzern Vodafone, der auf dem Mond ein LTE-Netz für eine Forschungsbasis errichten möchte. PT will mittelfristig mit Frachtflügen zum Mond Geld verdienen und hat erst im Mai eine Kooperation mit Arianegroup für Mondprojekte unterzeichnet. PT habe "beste Voraussetzungen", die Mondmission umzusetzen, so Böhme.

Den Anstoß für das Projekt gab der Google-Wettbewerb "Lunar X-Prize", der trotz vieler Bewerber ohne konkretes Ergebnis geblieben ist. Die Berliner waren aus Zeitgründen vorher ausgeschieden und wären nun womöglich das einzige Team, deren unbemannte Fähre doch noch auf dem Mond landet.

Ein weiterer Teilnehmer des X-Prize war die israelische Gruppe Space IL, deren Mondlander Beresheet aber im April auf dem Mond zerschellte. Space IL kündigte zunächst eine zweite Mission an, zog dann aber zurück. Der vorläufige Insolvenzverwalter äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht.

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Quelle:
SZ vom 09.07.2019
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