Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Hoch hinaus

Der US-Konzern Boeing investiert in die Raumfahrtfirma des US-Unternehmers Richard Branson. Das Ziel: Touristen sollen bald auch das Weltall erobern.

Von Dieter Sürig

Boeing tastet sich in den künftigen Markt des Weltraumtourismus vor. Der Luft- und Raumfahrtkonzern aus Seattle arbeitet bereits seit Jahrzehnten mit der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa zusammen. Nun hat Boeing angekündigt, 20 Millionen Dollar in das Space-Unternehmen Virgin Galactic des Milliardärs Richard Branson zu investieren. Es ist zwar nur ein Griff in die Portokasse, aber doch ein Signal, auch mitmischen zu wollen, wenn es darum geht, irgendwann zahlende Passagiere ins Weltall zu befördern.

Der 69-jährige Branson will bald die ersten Touristen mit seinem wiederverwendbaren Raumschiff Spaceship Two (im Bild) für einige Minuten an den Rand der Atmosphäre fliegen, wo sie für rund 200 000 Dollar für einige Minuten die Schwerelosigkeit und Aussicht erleben können. Auf der Warteliste sollen etwa 600 Interessenten stehen. Im Juli hatte Branson bekannt gegeben, Virgin Galactic mit einer Investmentfirma namens Social Capital Hedosophia Holdings zu fusionieren, um an die Börse zu gehen. Der Börsengang ist auch die Voraussetzung dafür, dass Boeing für 20 Millionen Dollar Aktien von Virgin Galactic übernehmen kann. Die Transaktion soll voraussichtlich bis Jahresende abgeschlossen werden.

"Dies ist der Beginn einer wichtigen Zusammenarbeit für die Zukunft der Luft- und Raumfahrt", sagt Branson zu dem Boeing-Investment. Die beiden Firmen teilten die Vision, den Zugang zum Weltraum für mehr Menschen zu öffnen. Die Chefin des Boeing-Raumfahrtzweigs, Leanne Caret, sagt, dass Boeing und Virgin Galactic die Art und Weise verändern werden, "wie Menschen auf der Erde und zu den Sternen reisen". Dass Boeing mit diesem Schritt wohl auch futuristische Flugzeugtechnik im Blick hat, deutet auch Boeing-Manager Brian Schettler an: Die Kooperation mit Virgin Galactic werde dazu beitragen, "die Zukunft der Raumfahrt und der Hochgeschwindigkeitsmobilität zu erschließen".

Virgin Galactic hat bereits eine Milliarde Dollar in das Raumschiff gesteckt, das Platz für sechs Passagiere bietet. Branson plant seit Jahren suborbitale Touristenflüge, erlitt aber 2014 einen Rückschlag, als bei einem Testflug ein Pilot ums Leben kam. Im Februar absolvierte Starship Two vom kalifornischen Mojave aus einen Testflug, der zwei Piloten und eine Managerin des Unternehmens auf 90 Kilometer Höhe brachte. Die Touristenflüge sollen am Spaceport America in New Mexico starten. Boeing ist Hauptauftragnehmer für die Raumstation ISS und entwickelt die Starliner-Kapsel, die demnächst - ebenso wie das Dragon-Raumschiff von Space-X - erstmals wieder Astronauten von Florida aus zur ISS bringen soll.

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Quelle:
SZ vom 10.10.2019
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