Raumfahrt:Alle wollen ins All

SpaceX founder Musk speaks at a press conference following the first launch of a SpaceX Falcon Heavy rocket in Cape Canaveral

Space-X-Gründer Elon Musk hat mit dem Testflug seiner Falcon Heavy gezeigt, dass sich die private Raumfahrt nicht nur schnell entwickelt, sondern auch die Technik im Griff hat.

(Foto: REUTERS)
  • Der Start der Schwerlastrakete Falcon Heavy macht deutlich, dass die private Raumfahrt derzeit ihrem staatlichen Pendant in vielen Bereichen den Rang abläuft.
  • Die Erfolge der privaten Anbieter rufen nun wiederum die Politik auf den Plan: Sie will vom neuen Glanz der Raumfahrt profitieren.

Von Hans von der Hagen und Dieter Sürig

Vor Jahren war Elon Musk auf der Webseite der Nasa unterwegs. Er suchte nach Informationen zu geplanten Missionen zum Mars. Erfolglos. "Erst dachte ich, Jesus, ich schaue vielleicht nur an der falschen Stelle!" Aber es sei wie verrückt gewesen. "Da war nichts." So erzählte er es einmal dem Magazin Wired.

Schaute Musk heute wieder auf die Webseite, fände er dort nun zwar manches über den Mars, doch Daten über bemannte Missionen zum Roten Planeten würde er noch immer vergeblich suchen. Musk selbst will Mitte des nächsten Jahrzehnts Menschen dorthin schicken. Insofern war der Frust beim Besuch der Seite im Jahr 2002 vielleicht einer der Schlüsselmomente, die erklären, warum private Unternehmen wie Space-X der staatlichen Raumfahrt mittlerweile in vielen Bereichen den Rang ablaufen. Mit der Chance, dass sie die Raumfahrt billiger und flexibler machen können.

Rückzug der Nasa

Der Start der von Musks Firma Space-X finanzierten Falcon Heavy ist Folge des Rückzugs der Nasa, die in denen vergangenen Jahrzehnten merken musste, dass die Politik für kühne Träume kein Geld mehr zur Verfügung stellte. Kurioserweise rufen nun die Erfolge der Privaten wiederum die Politik auf den Plan, die von dem neuen Glanz der Raumfahrt etwas abhaben will: Im Dezember verkündete US-Präsident Trump, dass amerikanische Astronauten zum Mond und später zum Mars fliegen sollten.

Es wurde eine Direktive unterzeichnet, dass die Nasa ihre Anstrengungen in diesem Bereich verstärken wolle. Allerdings gibt es weder einen Zeitplan noch ist etwas über etwaige neue Budgets bekannt. Womöglich schichtet die Nasa auch nur Geld um. Angeblich drängt die US-Regierung darauf, dass die Nasa von 2025 an nicht mehr die Raumstation ISS unterstützen soll. Auch musste die Raumfahrtbehörde die Erfahrung machen, dass US-Präsidenten zwar mehr Raumfahrt versprachen, doch die Pläne wieder in Vergessenheit gerieten.

Wettbewerb ausgelobt

Nun also wollen plötzlich alle ins All. Schuld daran ist auch - die Nasa. Vor gut zehn Jahren lobte sie einen Wettbewerb für private Zubringer zur ISS aus. Von rund 20 Bewerbern blieben Space-X, mittlerweile Hauptlieferant der Raumstation, sowie die Rivalen Orbital und die Sierra Nevada Corporation. Letztere hatte sich neben anderen Firmen auch darum beworben, Astronauten zur ISS bringen zu dürfen. Seitdem 2011 die Space Shuttles ins Museum kamen, sind die USA bei bemannten Flügen auf die Russen angewiesen. Diese Lücke galt es zu schließen, die Privaten erhalten dafür Milliarden Dollar. Bei dieser Ausschreibung blieb ebenfalls Space-X übrig. Der erste bemannte Privatflug zur ISS soll Ende des Jahres starten, sonst ist nur noch Boeing mit einer Kapsel im Rennen.

Das Nachsehen bei der ISS hatte ein anderer Bewerber: Amazon-Gründer Jeff Bezos. Er will nun mit seiner Firma Blue Origin Touristen ins All bringen - zumindest an den Rand der Atmosphäre mit einem suborbitalen Flug. Dort trifft er womöglich auf Richard Branson, der demnächst mit seiner Spaceship 2 von seinem eigenen Spaceport America in New Mexico aus reiche Hobbyastronauten für ein paar Minuten in die Schwerelosigkeit bringen möchte.

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